Der Donatella-Flick-LSO-Dirigierwettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, wurde 1990 von der Philanthropin Donatella Flick gegründet. Im Vorfeld der drei Runden vom 15. bis 17. November, an deren Ende der Gewinner 2016 gekürt wird, trifft Bachtracks Insider Nicole Wilson die Teilnehmer, die ihr Talent am Pult des London Symphony Orchestra beweisen müssen.

Warum haben Sie mit dem Dirigieren angefangen?

Als ich drei Jahre alt war, habe ich am Neujahrstag mit meinen Eltern im Fernsehen das Neujahrskonzert aus Wien gesehen. In dem Jahr dirigierte Zubin Mehta und ich war fasziniert von dem Typen, der vor einem Orchester steht und alles mit sehr kleinen oder sehr großen Gesten kontrolliert. Manchmal spielte ich eine CD ab, stellte mich vor den Spiegel und dirigierte dazu. Für die Neujahrskonzerte stand ich vor dem Fernseher, im Anzug und mit einem kleinen Taktstock, den mir unser Nachbar, ein professioneller Violinist, gegeben hat, und dirigierte mit!

Sind Ihre Eltern Musiker?

Meine Eltern sind keine Musiker, aber sie haben mich unterstützt und bei der Musikschule nachgefragt, was man tun muss, um Dirigent zu werden. Also begann ich mit sechs, Klavier zu spielen, und wurde dann Mitglied des Knabenchores in Dresden. Ich sang dort zehn Jahre lang und es war großartig, weil ich das gesamte Repertoire von der Renaissance bis hin zu zeitgenössischer Musik lernen konnte. Wir haben alle großen Oratorien von Bach bis Brahms gesungen, jedes Jahr. Das war einfach phantastisch. Durch diese zehn Jahre im Chor wuchs der Wunsch, nicht Sänger zu sein, sondern Dirigent zu werden. Ich habe mit Sängern des Knabenchors gearbeitet, ich spielte Klavier und begleitete sie bei Wettbewerben, und ich mochte diese Art wirklich, mit Leuten und Sängern zu arbeiten, aber ich habe immer deutlich gemacht, dass ich mit einem Orchester arbeiten wollte. Man sagte mir, vielleicht sollte ich ein Instrument lernen, also wählte ich die Klarinette, deren Klang ich so liebe.

Wann haben Sie sich zum ersten Mal im Dirigieren versucht?

In meinem ersten Jahr, in der dritten Klasse, wusste der Dirigent, dass ich Dirigent werden wollte. Er hatte eine Besprechung mit jemand Wichtigem und ging 15 oder 20 Minuten, bevor die Probe enden sollte, und er fragte, ob jemand die Probe fortsetzen wollte. Ich war dumm genug, mich zu melden. Ich war da und musste mit Leuten proben, die etwas älter waren als ich. Ich stand vor ihnen und dann war da das Gefühl von „lasst es uns versuchen, lasst es uns angehen“. Irgendwie habe ich sie überredet, das zu tun, was ich wollte. Ich habe unseren Chordirigenten viel beobachtet; ich hatte immer ein Auge auf ihn und meinen Kopf nicht oft in den Noten. Mich interessierte, wie man dirigiert, was man mit den Armen macht, was man mit den Händen für die Artikulation tun kann, für Dynamik, wie man all diese Dinge macht.

Wenn Sie ein Konzert dirigieren, wie fühlen Sie sich, bevor Sie auf die Bühne gehen?

Positiv aufgeregt. Ich versuche einfach, mich zu konzentrieren, in mich zu gehen und mir alles, was passieren wird, vorzustellen; wenn ich also aufs Podium steige, habe ich ein sehr gutes Gefühl und tauche einfach in die Musik ein.

Gehen Sie danach mit dem Orchester etwas trinken?

Manchmal, hin und wieder, aber normalerweise bin ich nach einem Konzert erschöpft. Also wechsle ich nur ein paar Worte mit Leuten, die mich nach dem Konzert ansprechen, und manchmal gehe ich einfach nach Hause oder ins Hotel. Manchmal sehe ich mir die Partitur an und denke darüber nach, was nicht so gut war, was ich beim nächsten Mal besser machen könnte.


Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck.