Unser Themenschwerpunkt im Oktober erkundet die Welt der internationalen Wettbewerbe durch die Augen von Finalisten einiger der Top-Wettbewerbe weltweit. Den Anfang macht Alison Balsom, Finalistin des BBC Young Musician-Wettbewerbs 1998.
Hat die Teilnahme an Wettbewerben Ihre Karriere vorangetrieben? Wie?
Es hat meiner Karriere geholfen, denn die beiden Wettbewerbe, in denen ich angetreten bin (BBCYM und der Maurice André Trompetenwettbewerb in Paris) sind beide sehr bekannt und lagen zeitlich extrem gut. Beide kamen zur perfekten Zeit, um das beste Repertoire für mich auszukundschaften und der Öffentlichkeit zu zeigen, und auch, um um das was ich kann auf eine Weise zu zeigen, die die Leute aufhören ließ – unter dem Druck der offenen Bewertung.
Welches ist der richtige Zeitpunkt, um an einem Wettbewerb teilzunehmen?
Wenn man etwas davon lernen will, ganz egal, wie das Ergebnis aussieht.
Gibt es wichtige Punkte, die man in Betracht ziehen sollte, um sich für den richtigen Wettbewerb anzumelden?
Der BBC-Wettbewerb setzt das Wohlergehen junger Künstler (die sich heute womöglich mehr unter Druck setzen als jemals zuvor) an erste Stelle. Die ausgezeichneten Ergebnisse, die im Wettbewerb erzielt werden, rühren daher, glaube ich. Man muss auch bedenken, dass Musik eine Kunstform ist, kein Sport. Einen absolut fairen Musikwettbewerb gibt es nicht, einfach deshalb, weil Kunst so subjektiv ist. Daneben sind die Stadien, in denen wir uns als Musiker befinden, in ständigem Fluss. Man mag an einem Tag oder in einem Jahr verdienen zu gewinnen, aber im nächsten nicht.
Welches sind die Zutaten für ein gutes Programm?
Eine ausgewogene Mischung aus Musik, von der man weiß, dass sie auf eine Art eine Herausforderung sein wird, und Musik, die auf andere Art eine Rettung sein kann. Das ist aber rein subjektiv, und es gehört genauso dazu, dass das Publikum dem Kurator vertraut, auf diese Reise geführt zu werden.
Was ist der Schlüssel, um aus einem Wettbewerbserfolg seinen Nutzen zu ziehen?
Keine Ahnung! Aber effizient und erfinderisch zu sein und mit Aufrichtigkeit zu interpretieren sind die besten Waffen.
Sind Wettbewerbe eine gute Sache?
Sie können es sein – gesehen und gehört zu werden ist wichtig, ebenso wie sich selbst unter diesem Druck zu erfahren.
Sind Sie nervös vor einem Wettbewerb? Wie gehen Sie mit Nervenflattern um?
Ich war schon manchmal nervös vor einem Auftritt, aber ich interpretiere das so, dass ich einfach im positiven Sinne aufgeregt bin, und dass es mir wichtig ist und dass ich möchte, dass der Auftritt so gut wie möglich wird. Wenn es ein Wettbewerb ist, liegt es nicht in deinen Händen, ob das besser ist als der Auftritt des nächsten Teilnehmers, also nimmt das den Druck fast.
Was sind Ihre drei Top-Tipps für Wettbewerbe?
Stell dir vor es ist ein Konzert, kein Wettbewerb.
Denke nur an die Intention des Komponisten.
Atmen!
Haben Sie Wettbewerbsalpträume gehabt?
Zum Glück nicht, aber das sind die Momente, in denen wir am meisten über uns selbst lernen, also sind die Erlebnisse in dem Prozess nie so schlimm, solange man sich aufrappelt, weiterspielt und die Musik liebt, die man spielt.
Sind Wettbewerbe eine essentielle Sprosse auf der Karriereleiter, oder gibt es andere Wege für junge Künstler, um Beachtung zu finden?
Ich glaube, es gibt zahlreiche verschiedene Wege für Künstler, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Wettbewerbe sind nur einer davon. Menschen, die sehr talentiert sind und ihre Kunst mit Hingabe betreiben, zeigen sich am Ende immer auf die eine oder andere Weise.
Aus dem Deutschen übertragen von Hedy Mühleck.