Im Rahmen der Vorabendkonzerte „Klassik vor Acht” im Münchener Herkulessaal war am 2. März der französische Nachwuchskünstler Adam Laloum mit einem abwechslungsreichen und höchst kurzweiligen Rezital zu hören. Laloum, der 1987 in Toulouse geboren wurde, begann erst mit 10 Jahren mit dem Klavierspiel. Seine außergewöhnliche Begabung wurde jedoch schnell erkannt, und seinem Studium in Toulouse und Paris folgten Meisterkurse bei Dmitri Bashkirov und Paul Badura-Skoda.
Adam Laloum begann seinen Klavierabend mit Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 6 in e-Moll. Bach hatte zwischen 1726 und 1731 sechs Partiten für Cembalo geschrieben, die aus mehreren Tanzsätzen bestehen und trotz der durch Johann Jacob Froberger vorgegebenen strengen Satzfolge die für Bach typische Originalität und geniale künstlerische Freiheit innerhalb eines engen akademischen Korsetts aufweisen. In Anlehnung an die Französischen und Englischen Suiten nannte der große Arzt, Schriftsteller und Organist Albert Schweitzer die Cembalo-Partiten „Deutsche Suiten“. Obgleich sich diese Bezeichnung nicht allgemein durchgesetzt hat, kann man in den Partiten doch eine gewisse deutsche Strenge in der kompositorischen Anlage feststellen.
Eine der größten Herausforderungen für den Interpreten besteht darin, diese geradlinige musikalische Architektur mit der Lebhaftigkeit der Tanzsätze zu erfüllen. Adam Laloum wählte eine moderne Bach-Interpretation, bei der er mit großer Eleganz und feiner Phrasierung die musikalischen Bögen herausarbeitete und dazu auch das Pedal effektvoll einsetzte, ohne dabei ins Gefällige abzugleiten.
Von Beginn an war Laloum beeindruckend konzentriert und vollkommen in der Musik versunken. Die Wiederholungen innerhalb der Tanzsätze arbeitete er abwechslungsreich mit Variationen in seinem Anschlag und gelegentlichen Verzierungen heraus. Passagenweise spielte Laloum so fein und horchte den Klängen seines weichen Anschlags nach, dass man sich etwas mehr Prägnanz gewünscht hätte. Trotzdem bestand nie die Gefahr, dass das Gesamtwerk in seine Einzelteile zerfiel. Im Gegenteil: Laloum bestach auch im Verlaufe des weiteren Abends mit einer traumwandlerischen Sicherheit bei der Wahl der Tempi. So gelang ihm ein Rezital aus einem Guss.
Das eher selten gehörte Impromptu Nr. 3 Ges-Dur Op.51 von Frédéric Chopin stand als nächstes auf dem Programm, gefolgt von der Vierten Ballade in f-Moll, Op.52. Laloum tat gut daran, nach der einleitenden Bach-Partita mit dem Chopin-Impromptu etwas leichtere musikalische Kost darzureichen und spielte das dritte der vier Impromptus herrlich lebendig und galant. Der junge Pianist versetzte das Publikum im Mittelteil durch eine wunderschön gestaltete sonore Basskantilene in eine wehmütige Stimmung, mit welcher er die Zuhörer nahtlos in die anschließende f-Moll-Ballade geleitete.