What a peaceful day! So titelte das Programm von Dmitry Sinkovsky, Dorothee Oberlinger und ihrem aus insgesamt fünf Solisten firmierten Ensemble 1700 beim diesjährigen Kölner Fest für Alte Musik, unter das sie feurig-schönes barockes Rausschmeißer-Repertoire subsumieren konnten. Im Mottorahmen Krieg und Frieden, dieses Jahr zum 100. Gedenktag des Endes des 1. Weltkrieges Thema vielfacher Festivals, stellten sie den friedensutopischen Entwurf der freiheitlichen Idylle in Zeiten kämpferischer Auseindersetzungen, das mythische Arkadien, vor, das die Komponisten des Barock auf den Plan rief, im realistischen Spannungsfeld zwischen aristokratischem Verklärungsanspruch und bürgerlichem Veränderungsstreben künstlerisch zu wirken. Am Ende dieser verzückenden Reise von meisterlicher Zusammenstellung und Ausführung hieß es: what a beautiful concert experience!
Denn in allen gespielten Werke vermittelten die Musiker die Sehnsucht nach diesem heilen Ort, an dem man relaxed oder ausgelassen seinen Sinnesfreuden freien Lauf lassen kann. Sinnlich und galant schwelgten die beiden Violinen in den verheißungsvollen Vorstellungen der langsamen Sätze Händels originalgefasster Triosonate g-moll, in denen Sinkovsky der Spaß abzulesen war, mit Dynamik und Bogenbetonung zahlreiche expressive Reize – ob besonders zart oder energisch – zu setzen und mit Mayumi Hirasaki luftig-leichte Bewegung zirkulieren zu lassen. Begleitete der Walking-Bass darin gegengewichtig trockener, tanzten sie miteinander in einer intensiven, spritzigen Fuge, die im finalen Allegro zu einem temperamentvoll ornamentierten Schlagabtausch um den besten Platz im gezeichneten Paradies auf Erden wurde. Wie die Geigen vollzog Oberlinger in Mancinis sonata da chiesa-Konzert das spürbar ernste, dringende Verlangen nach, in der sie der Altblockflöte einerseits die aufgreifend streicherische Betonung und dynamische Vielfalt schenkte, andererseits im kinderlachenden knackigen Spiel mit Läufen, Echos und Trilli schärfere Akzente aufbot als ihr gleißend funkelndes Oberteil im silbernen Metallic-Look.
Angenehme Exzentrik, Lust und kindlich verpacktes, unnachgiebiges Wollen versprühten beide Solisten in Telemanns Duo in B-Dur aus seiner Etüdensammlung Der getreue Music-Meister, das nicht nur mit der Überraschung des Wechsels von Voice Flute und Sopranblockflöte aufwartete, sondern nach dieser neckischen Einleitung ein traditionell empfindsam ariosohaftes Largo beinhaltete. Mit der Komik des Finalsatzes erweckten sie schließlich stilsicher den Anschein, als hätte der telemannische Träumer Don Quichotte dieses sagenumwobene Arkadien doch schon einmal gesehen. Erwies sich Oberlinger damit einmal mehr als Beherrscherin von musikalischem Spiel und Scherz, stand sie mit dem naturalistischen Gesang der Vögel in allegorischer Schäferlandschaft im Mittelpunkt, den ihr Vivaldi mit seinem Sopranino-Concerto Il Gardellino verschaffte.