Unter dem Namen Philharmonix – The Vienna Berlin Music Club haben vor einigen Jahren sieben Mitglieder der Wiener und Berliner Philharmoniker ein Ensemble gegründet und sich zur Aufgabe gemacht, genau das zu spielen, worauf sie Lust haben; unabhängig von Genre-Grenzen und mit viel Spaß an der Musik. Im Rahmen ihrer diesjährigen Sommertour machten sie nun Station bei der Styriarte in der Grazer Helmut-List-Halle. In Doppelfunktion als Moderator und Klarinettist führte Daniel Ottensamer durch den Abend und lieferte dabei informative und unterhaltsame Fakten rund um das Ensemble und die gespielten Werke.

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Philharmonix
© Max Parovsky

Wenn sieben Musiker aus zwei der besten Orchester der Welt zusammenkommen, versteht sich höchste spielerische Qualität gewissermaßen von selbst; ein Problem, vor dem jedoch ein Ensemble bestehend aus Streichern, Klavier und Klarinette immer steht ist, überhaupt Stücke zu finden, die für diese Instrumenten-Kombination geschrieben wurden. Da es diese nämlich schlichtweg nicht gibt, übernehmen das Komponieren und Arrangieren mit Stephan Koncz und Sebastian Gürtler zwei der Mitglieder selbst. Das Ergebnis ist eine Reise einmal quer durch’s musikalische Gemüsebeet, die von Größen des Klassikrepertoires über Volksmusik verschiedenster Länder bis hin zu Popmusik wirklich alles zu bieten hat.

In den Abend gestartet wurde mit einem Medley von Stücken, die Bartók eigentlich als Fingerübungen für klavierspielende Kinder geschrieben hat, und die das Ensemble als feurig ungarische Ouvertüre nutzte. Zwei großen Österreichern huldigten die Musiker mit ihrem Requiem for Falco, für das sie Ausschnitte aus Mozarts Requiem mit Rock me Amadeus verbanden. Den Beweis, dass Klassiker auch im Swing-Style erstaunlich gut funktionieren können, lieferten die Philharmonix bei Chopins Prélude und Dvořáks Humoresque mit energisch rhythmischem Spiel und präsentierten sich andererseits beim Stück Laumas Kāsas, das auf Melodien der lettischen Volksmusik basiert, mit melancholischem Klang. Erstaunlich nahe am Original blieb an diesem Abend eigentlich nur ein Werk, nämlich der Tanz der sieben Schleier aus Strauss’ Salome, den die Musiker ekstatisch und in packender Farb- und Klangfülle interpretierten – was umso beeindruckender ist, wenn man bedenkt, dass hier statt eines großen Orchesters nur sieben Musiker auf der Bühne standen.

Nicht nur die merkbar von gegenseitiger Anerkennung geprägte Ensembleleistung, dank der die gespielten Stücke optimal zur Geltung kommen konnten, beeindruckte; jedes Mitglied der Philharmonix konnte auch immer wieder das Scheinwerferlicht ganz exklusiv auf sich ziehen. So zum Beispiel Sebastian Gürtler, der einmal pro Konzert singen darf und an diesem Abend eine herrlich unterhaltsame Interpretation von Georg Kreislers Telefonbuchpolka zum Besten gab; oder auch Daniel Ottensamer und Christoph Traxler, die das Intro von Adeles Skyfall an der Klarinette und am Piano voll atmosphärischer Spannung gestalteten. Seine technische Virtuosität an der Geige konnte Noah Bendix-Balgley bei einem rumänischen Volkslied über eine Lerche unter Beweis stellen, Thilo Fechner und Stephan Koncz lieferten mit Viola und Cello lyrische Kantilenen und Ödön Rácz drehte am Bass vor allem in den swingenden Passagen so richtig auf. 

Zwar fehlte dem Programm eine gewisse dramaturgische Stringenz, aber die Begeisterung der Musiker war ansteckendend und sorgte für eine euphorische Atmosphäre im Saal. Ganz nach dem Motto „Erlaubt ist, was gefällt” wurden Stücke und Stile bunt zusammengewürfelt – bis hin zum Weihnachtslied Feliz Navidad als Zugabe, das Ottensamer augenzwinkernd als zu den Temperaturen passend ankündigte. 

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