Lisa Batiashvili, Gautier Capuçon und Jean-Yves Thibaudet bilden neben ihren Solokarrieren seit Jahren ein Trio-Ensemble. Während die erste Programmhälfte in der Berliner Philharmonie bei Schostakowitsch das solistisch hohe Niveau der drei Musiker*innen demonstrierte, stand bei Debussy das gelungene Zusammenspiel im Vordergrund. Bei Dvořáks Klaviertrio f-Moll waren die drei zu einem solistischen Ensemble zusammengewachsen.

Lisa Batiashvili, Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capuçon © Chris Singer / Andrew Eccles / Anoush Abrar
Lisa Batiashvili, Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capuçon
© Chris Singer / Andrew Eccles / Anoush Abrar

Eröffnet wurde der Abend mit Schostakowitschs einsätzigem c-Moll-Klaviertrio. Gautier Capuçon sang die bittersüßlich klagende Kantilene der Introduktion, brachte das chromatisierte erste Thema im staccato elegant auf Trab und fand schließlich einen schwermütigen Ton für das diatonische zweite Thema. Im Zentrum des Satzes führten Capuçon und Lisa Batiashvili ihre schwindelerregenden Dialoge so lange fort, bis ihre Schwelgereien ihre Instrumente zu einem verschmolzen hatten.

Debussys frühes Klaviertrio G-Dur verlangte ein wesentlich homogeneres Ensemblespiel. Vom ersten Ton an suchten die Drei, eine kunstvolle Einheit im Klang und im Gestus herzustellen. Dass dieser Programmteil des Abends den beiden anderen gegenüber etwas zurücktrat, lag an dem Stück, von dem sein Komponist selbst später nicht viel gehalten hat. Der erste Satz wirkte spannungslos, das Scherzo flimmerte dagegen, als Jean-Yves Thibaudet regelrechte Glöckchen in der Begleitung klingen ließ und im langsamen Satz entfalteten die beiden Streicher zur Wiedergaben des Themas einen schlanken Streicherklang.

Mit Dvořáks f-Moll-Klaviertrio erklang das Hauptwerk des Konzerts. Die drei Musiker*innen spielten es nicht einfach nur herb oder düster im Ton, sondern spürten der Entwicklung der Form nach. So ließen sie im Zentrum des gewaltigen Hauptthemas ein C-Dur-Motiv aufleuchten. Im zweiten Satz gelang es ihnen, die rhythmischen Pointen kristallklar herauszupräparieren und doch das „grazioso“ zu treffen, und im langsamen Satz führten Capuçon und Batiashvili einen Klagegesang als Dialog, den Thibaudet zurückgenommen in dunklen Tönen zu begleiten verstand.

Noch eine Steigerung des kammermusikalischen Zusammenspiels gelang ihnen im Finale, in dem die alte Geschichte der Wendung von Dur nach Moll spannend erzählt wurde. So klang der Walzer des Seitenthemas im dunklen des-Moll noch sehr verhalten; richtig getanzt wurde er erst, als er in der Reprise zumindest nach f-Moll gefunden hatte. Von hier an wurde langsam, über mehrere Etappen und mit etlichen Verzögerungen endlich Dur erreicht. Noch einmal ließen sie das Walzer-Thema, nun in Dur, anklingen, aber sofort wieder verebben, bevor sie dann mit einer Stretta das Werk triumphierend beschlossen.

Für den Beifall bedankten sie sich mit zwei Zugaben: dem rasant galoppierend gespielten Scherzo aus Felix Mendelssohn Bartholdys Klaviertrio c-Moll, Op.66 und Manu Martins speziell für Jean-Yves Thibaudet, Gautier Capuçon und Lisa Batiashvili eingerichteten Klaviertrio-Arrangement des Orchesterwerks Lim Symphony of Oceans Trio.


Das Konzert wurde von der Konzertdirektion Hans Adler veranstaltet.

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