Daniel Barenboim ist und bleibt ein konstanter Proms-Favorit und sein zweites Konzert in dieser Woche mit der Staatskapelle Berlin setzte eine Serie von Mozart und Bruckner fort, die in der folgenden Prom mit dem ebenso ausgezeichneten, wenngleich weniger oft hier gesehenen Christian Thielemann mit seiner Staatskapelle Dresden schließt. Mozarts Klavierkonzert Nr. 26 in D-Dur und Bruckners Symphonie Nr. 6 in A-Dur sind thematisch eine gute Kombination; keine der beiden Kompositionen wird oft als eine der besten im Werk des Komponisten in dieser Gattung herausgestellt und beide wurden sowohl von der Nachwelt als auch von Kuratoren etwas vernachlässigt.
Ich finde, dass das Klavierkonzert Nr. 26 eines von Mozarts liebenswerteren Werken ist: Obwohl ihm in vielerlei musikalischer Hinsicht der Stil mangelt, der viele Werke Mozarts aus dieser Zeit prägen, ist es gezeichnet von einer sprudelnden Fröhlichkeit und einem Fehlen von eklatantem Prunk, was dem Werk einen besonderen Charakter gibt. Es ist als „Krönungskonzert“ bekannt, seit es 1790 in Frankfurt in der Zeit gespielt wurde, als Leopold II. zum Heiligen Römischen Kaiser gekrönt wurde, doch Barenboims Interpretation vermied Pomp und Königsgleiches. Als er vom deckellosen Flügel aus dirigierte, mit dem Rücken zum Publikum ins Orchester geklemmt, wurden wir konstant der weichen Schönheit gewahr, die so natürlich in Barenboims Kunst ist. Er wählte jedoch einige unstete Tempowechsel, die vielleicht eher zweckgebunden als der Kunst dienlich waren – sie drohten regelmäßig, sowohl das Gefühl des steten Flusses des Werkes als auch die sorgfältige Dynamik zwischen Klavier und Orchester zu stören. Auch das Allegretto war oft etwas zu zurückhaltend für meinen Geschmack. Es gab jedoch viel Erfreuliches, von den koketten, leichteren Tönen im Allegro zu Momenten verzweifelter Nostalgie im Larghetto, und die Entscheidung für Wanda Landowskas Kadenz hatte Klasse. Die Staatskapelle spielte mit seidiger Geschmeidigkeit, subtil und intim im ersten Satz mit nachhängenden Texturen in den Streichern, und in denkwürdigen Momenten im Larghetto brachen behende Ausbrüche durch und kontrastierten mit dem schwereren Fluss des Stückes.
Wir beklagen uns oft über die Royal Albert Hall als Konzertsaal, doch es gibt nur wenige Komponisten, die besser dort hinein passen als Bruckner. In der Sechsten wendet er sich von seinem gewöhnlichen Stil ab – sie ist etwas weniger idiosynkratisch in ihrer Konstruktion und fühlt sich weniger ausgedehnt an als viele seiner anderen Symphonien; es ist ein schlankes Werk, das oft unter der Tendenz leidet, es genauso zu interpretieren wie die übrigen. Barenboim vermied diesen mäandernden Ansatz entschlossen und gestaltete stattdessen eine Interpretation, die der Struktur des Werkes Rechnung trug. Tempi wechselten zwischen dem entzückend Verträumten und dem entschieden-aufregenden Schmissigen, besonders im ersten und vierten Satz.
Die Stars waren, ungewöhnlicherweise, die Kontrabässe, in einer Reihe hinter und über dem Rest des Orchesters aufgestellt. Ihr volles Pulsieren projizierte mühelos über die Kollegen und verlieh der Symphonie eine seltene zusätzliche Ebene, ein genialer Einfall von Barenboim. Das Orchester war im Majestoso in Bestform und gab dem Satz einen organischen Puls, den Barenboims Tempi zu aufregenden fast-Höhepunkten beschleunigte. Liebliche, aber nachdrückliche Holzbläser im Adagio waren ein Genuss und Barenboims Kontrolle der Orchesterbalance in leiseren Passagen war gekonnt eingesetzt, während bedeutungsschwangere Pausen im Scherzo der Spannung des Satzes zutrugen. Wie im Mozart musizierte Barenboim ohne Partitur und die Ungezwungenheit zwischen Dirigent und Orchester war deutlich; seine linke Hand war oft die aktivere, formte und führte das Werk eher als es zu dominieren, ein Ansatz, der offensichtlich im Spiel reflektiert wurde – wie schön, wenn Bruckner-Blech zusammenarbeitet und nicht losgelassen wird, um zu vernichten!
In einem erstaunlich humorvollen Augenblick bezeichnete der Komponist die Symphonie als „die Keckste“, und diese Interpretation bewegte sich erfrischend entlang dieser Linie: Bruckner ohne den Bombast. Barenboim mag am Klavier nicht mehr so agil sein wie früher, doch sein musikalischer Instinkt ist stärker denn eh und je.
Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck.

