Rolando Villazón hat für seine Karriere eine interessante neue Richtung eingeschlagen und begonnen, Regie zu führen. Sein Regiedebüt an der Deutschen Oper ist eine Neuproduktion von Puccinis weniger bekannter Oper La rondine.

La rondine wurde 1917 in Monte Carlo uraufgeführt und allgemein positiv aufgenommen. Dem folgte allerdings eine Reihe unaufregender Produktionen in Wien, Mailand und New York, und die finanzielle Instabilität der Weltwirtschaftskrise machte riskante Neuproduktionen unmöglich, sodass La rondine schließlich für einige Jahrzehnte in Vergessenheit geriet.

Das Problem mit diesem Werk? Vordergründig nichts. Die Musik ist schick und elegant, die Handlung ist einfach: eine Frau von Welt liebt und verlässt einen unschuldigen jungen Mann, da sie seine Familienehre nicht durch die Heirat mit einer Kurtisane beschmutzen will. Darin erinnert die Oper sowohl an Strauss' Rosenkavalier (ältere Frau gibt ihren jüngeren Geliebten frei) als auch an La traviata (Kurtisane verlässt ihren Geliebten um des Ansehens Willen), mit einem Hauch der Cafészene aus La bohème. Und doch ist La rondine wie keine dieser Opern, sondern ein geradliniger, eleganter Blick auf Leben und Liebe in Paris, weder komisch noch tragisch. Und sie leidet darunter.

Villazóns Inszenierung passte zur schlichten Handlung. Die trägt sich im Paris der 1920er Jahre zu, einer Zeit von amerikanischen Auswanderern und zusammenbrechenden sozialen Sitten, und diese Produktion spiegelt das. Die Kostüme glitzern und funkeln, das Kabarett im Bal Bullier ist voller Pantomimen und Revuetänzerinnen; die allgemeine Ästhetik ist die einer atemlosen Freudenrunde. Das ist nicht sonderlich innovativ, aber es funktioniert und lenkt das Publikum nicht von der sich entwickelnden Handlung ab.

Magda ist eine reich unterhaltene Frau, gelangweilt von ihrem Leben; umringt von ihren Freundinnen träumt sie davon, der Hektik des Pariser Lebens zu entfliehen. Aurelia Florian sang diese Rolle mit stilvollem Flair. Ihre Magda war keine Kokette, sondern eine Frau, die ihre eigenen Entscheidungen traf. Ob in der stillen Eleganz ihres eigenen Salons, im Ballsaal, wo sie sich in Ruggero verliebt, oder der Weite der Französischen Riviera, Florians Magda handelte mit ihrem Kopf, nicht mit dem Herzen. Charles Castronovos Ruggero ist da weit fröhlicher, unschuldiger und sehr viel naiver. Er sang kräftig und klar, und seine Verzweiflung darüber, ohne ersichtlichen Grund (über ihre eigene Weltverdrossenheit hinaus) von seiner Geliebten verlassen zu werden, war greifbar.

In starkem Kontrast dazu stand das komische Paar Lisette und Prunier. Sie überließen die Eleganz den höheren Gesellschaftsschichten und zogen umher wie Bertie Wooster und Roberta Wickham, zankend und flirtend und überhaupt komisch. Alexandra Hutton sang Lisette wunderbar klar und brachte ihre Zuneigung für Magda und ihre Erleichterung, wieder in ihrem Dienste zu stehen, überzeugend zum Ausdruck. Alvaro Zambrano sang Prunier mit Stolz und Augenzwinkern und neckend-hellem Timbre. Wo es für Magda und Ruggero keinen Grund gibt, sich zu trenne, sie es aber tun, haben Lisette und Prunier allen Grund für eine Trennung, bleiben jedoch zusammen. Ob das Genie oder Wahnsinn von Seiten Puccinis ist, spielt keine Rolle – dieses Quartett verkauft es gut.

Die Inszenierung wurde von weiteren, sehr guten Leistungen in den Nebenrollen abgerundet. Der Chor der Deutschen Oper war wie immer in ausgezeichneter Form, und Roberto Rizzi Brignoli leitete das Orchester der Deutschen Oper mit Schwung und Eleganz. Es war ein schöner Abend und eine sehenswerte Vorstellung. Wenn Sie in Berlin sind, dürfen Sie diese Oper nicht verpassen.



Aus dem Englischen übertragen von Hedy Mühleck

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