Von Opernstudio-Geheimtipps bis zu Exklusivverträgen bei Warner – obwohl die Künstler*innen in den unterschiedlichsten Phasen ihrer Karriere sind, haben sie doch eines gemeinsam: Sie hinterlassen einen bleibenden Eindruck beim Publikum und sind am Weg nach ganz oben. Die Schwierigkeit einer solchen Liste ist weniger, zehn junge Talente zu finden, sondern sich auf zehn zu beschränken. Sie merken sicherlich meine Liebe zu Oper und Lied in meiner Heimatstadt Wien, andere Künstler*innen durfte ich über meine Rezensent*innen oder Kolleg*innen kennenlernen und ich kann Ihnen nur empfehlen, diese zehn Namen in den Programmen der Konzert- und Opernhäuser in Ihrer Nähe zu suchen.

Zehn Künstler*innen am Weg nach ganz oben
Zehn Künstler*innen am Weg nach ganz oben

Oben: Patricia Nolz © Klara Leschanz, Leonkoro Quartett © Nikolaj Lund, Trevor Haumschilt-Rocha © Julianna McGuirl Photography, Lukas Sternath © Thomas Rabsch, Erika Baikoff © Dario Acosta; Unten: Maria Ioudenitch © Andrej Grilc, Patrick Hahn © C&G Pictures, Lucienne Renaudin Vary © Bernard Look, Ben Goldscheider © Kaupo Kikkas, Anna Handler © Peter Rigaud


Patricia Nolz, Mezzosopran (*1995)

Falls Sie in den letzten Jahren am Wiener Flughafen waren, kennen Sie Patricia Nolz bereits, und zwar in ihrem unverkennbaren Foto als Zerlina an der Wiener Staatsoper, das in der Ankunftshalle hängt. Die österreichische Mezzosopranistin ist eine wahre Bühnensau wie man in Österreich (und vor allem sie selbst) sagen würde. Mühelose Höhen und Koloraturen, Karamell in der Tiefe, dazu ein fast einmaliges schauspielerisches Talent machen sie zum kompletten Opern-Paket. Oder wie unsere Rezensentin sagen würde: „Jeder Ton Emotion, jede Geste ein Genuss”. Nach ihrer Zeit im Opernstudio und Ensemble der Wiener Staatsoper erobert sie gerade die Bühnen der Welt – auch als begnadete Liedsängerin. Diese Saison steht ihr Debüt an der Wigmore Hall am Programm.


Lukas Sternath, Klavier (*2001)

BBC New Generation Artist 2025-27, ECHO Rising Star 2024/25, Gewinner des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD 2022,... Die Karriere des österreichischen Pianisten Lukas Sternath ist nicht mehr aufzuhalten. Der Mentee von Igor Levit – unser englischer Redakteur Mark Pullinger war im April von ihrem gemeinsamen Rezital an der Wigmore Hall begeistert – konzertiert diese Saison u.a. mit den Wiener Philharmonikern, Bamberger Symphonikern, Wiener Symphonikern, dem Konzerthausorchester Berlin und dem London Philharmonic Orchestra. Der Wiener ist momentan so begehrt, dass er in seiner Heimatstadt heuer einen eigenen Zyklus im Musikverein hat und im benachbarten Konzerthaus als Great Talent musiziert.


Anna Handler, Dirigentin (*1996)

Ich habe die junge deutsch-kolumbianische Dirigentin Anna Handler das erste Mal bei den Salzburger Festspielen 2023 gesehen, wo sie die Kinderoper L’Enfant et les sortilèges leitete. Nicht nur das junge Publikum, auch Handler selbst hatte sichtlich Spaß an der glitzernden Inszenierung und ihrem lebendigen und gefühlvollen Dirigat zu folgen, war reinstes Vergnügen. Sie wirkte u.a. als Assistentin von Kirill Petrenko und als Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic Orchestra, und wird mit 2025/26 die Position der Kapellmeisterin an der Deutschen Oper Berlin übernehmen. Seit September 2024 ist sie stellvertretende Dirigentin des Boston Symphony Orchestras, wo sie diesen Sommer ihr Tanglewood-Debüt gab und heuer ihr erstes Abo-Konzert leiten wird.


Leonkoro Quartett, Streichquartett (2019 gegründet)

Das 2019 in Berlin gegründete Leonkoro Quartett wird von den Brüdern Jonathan und Lukas Schwarz an erster Violine und Cello gerahmt, während Amelie Wallner an der zweiten Violine und Mayu Konoe an der Bratsche die Mittelstimmen bilden. Der Platz fehlt hier, um alle Auszeichnungen des Quartetts aufzuzählen, so gewannen die Musiker*innen den Ersten Preis beim International Wettbewerb an der Londoner Wigmore Hall oder den Young Talent Award des Concertgebouw Amsterdam. Diese Saison hat das Ensemble gemeinsam mit dem Simply Quartet einen eigenen Zyklus am Wiener Konzerthaus und man kann sich auf dieses junges Quartett mit „immenser Ausdrucksgewalt und lyrischer Feinzeichnung” freuen.


Erika Baikoff, Sopran (*1994)

Für mich war die Ophelia in Gasparinis Ambleto am MusikTheater an der Wien aus vielerlei Gründen die Gewinnerin des Abends. Nicht nur überlebte sie den Blutrausch Hamlets, sie wurde auch von der fantastischen Erika Baikoff gesungen und dargestellt. Die amerikanische Sopranistin ist Absolventin des Metropolitan Opera Lindemann Young Artist Development Program und seit 2024/25 Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper. Auch auf der Liederbühne – sie ist Erste Preisträgerin des Helmut Deutsch-Liedwettbewerbs 2019 – und bei Konzerten ist sie zuhause und fesselt das Publikum.


Lucienne Renaudin Vary, Trompete (*1999)

Die gerade einmal 26 Jahre junge Lucienne Renaudin Vary zählt bereits zu den führenden Trompeter*innen und ist sowohl in der Klassik- als auch in der Jazzszene international gefragt – und gefeiert. Sie steht exklusiv bei Warner unter Vertrag, gewann 2021 den Opus Klassik Award für „Nachwuchskünstlerin des Jahres” und ist seit 2024/25 für drei Spielzeiten „Junge Wilde” am Konzerthaus Dortmund. Diese Saison ist sie bei der Dresdner Philharmonie zu Gast, in Bern und auch der Elbphilharmonie in Hamburg. Und noch ein kurzer Fun Fact: Renaudin Vary steht oft barfuß auf der Bühne, um sich „freier” zu fühlen.


Patrick Hahn, Dirigent (*1995)

Bereits in der Spielzeit 2021/22 wurde der österreichische Dirigent Patrick Hahn Generalmusikdirektor der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH und damit zum jüngsten GMD im deutschsprachigen Raum berufen. Im gleichen Jahr wurde er zum Ersten Gastdirigenten des Münchner Rundfunkorchesters ernannt, eine Position, die er seit März 2024 auch beim Royal Scottish National Orchestra einnimmt. Diese Saison leitet er zusätzlich u.a. das DSO Berlin, das WDR Sinfonieorchester, Die Fledermaus an der Deutschen Oper Berlin und Le nozze di Figaro an der Bayerischen Staatsoper. Erst im Juli 2025 war unser Rezensent begeistert von seinem hochdramatischen Dirigat von Tippetts A Child of Our Time.


Maria Ioudenitch, Violine (*1995)

Maria Ioudenitch ist grandios im Aufbauen von Spannung und Intensität, in der unbedingten Gestaltung jeder Phrase, jedes Motivs, jedes Tons, bis hin zur nanometergenauen Wahl der Stelle, an der der Bogen die Saiten zwischen Griffbrett und Steg berührt.” Mit dieser Kritik aus der Münchner Isarphilharmonie im März 2025 hat sich die junge amerikanisch-russische Geigerin sofort auf diese Liste katapultiert. Bereits 2023 gewann sie den Opus Klassik Award in der Kategorie „Kammermusikaufnahme des Jahres“ für ihr Debütalbum Songbird bei Warner Classics. 2024/5 war sie ein „Great Talent” des Wiener Konzerthauses und gab Debüts mit dem Tonhalle-Orchester Zürich und beim Heidelberger Frühling.


Trevor Haumschilt-Rocha, Bariton (*1999)

So großartig Jolanthe und der Nussknacker an der Volksoper Wien ist, so schade war es doch, dass Robert, gesungen von Trevor Haumschilt-Rocha, seiner Arie in der Inszenierung beraubt wird. Der mexikanisch-amerikanische Bariton studierte unter anderem an der Juilliard School und ist seit 2024 Mitglied des Opernstudios der Volksoper. Im selben Jahr gewann er den Zweiten Preis bei Neue Stimmen; den Sommer 2025 verbrachte er in Salzburg als Teilnehmer des Young Singers Project, wo er auch in Warlikowskis Macbeth-Inszenierung mit Asmik Grigorian auf der Bühne stand. Ich kann es kaum erwarten, ihn in größeren Rollen zu sehen...


Ben Goldscheider, Horn (*1997)

Der aus London stammende britische Hornist Ben Goldscheider schloss sein Studium unter anderem 2020 an der Berliner Barenboim-Said-Akademie ab und stellte sich in der darauffolgenden Saison 2021/22 als „Rising Star” der ECHO im Concertgebouw, Wiener Musikverein, Pierre Boulez Saal in Berlin, der Elbphilharmonie, Kölner Philharmonie und Wigmore Hall vor. Sein besonderes Interesse gilt der zeitgenössischen Musik. Diese Saison spielt er die Uraufführung von Laurence Osborns Hornkonzert und Anna Clynes Sirens. Weiters ist er Mitglied des Boulez Ensembles und Solohornist des West-Eastern Divan Orchestra.