Duo-Recitals mit einem Streichinstrument und Klavier sind akustisch immer etwas heikel. Die Tendenz, romantische Kompositionen auf dem modernen Konzertflügel zu spielen, gefährdet a priori die Balance, zumal wenn der Deckel des Instruments ganz geöffnet ist. Pianisten zögern deshalb oft, mit halb- oder ganz geschlossenem Deckel zu spielen, da es den Klang des Instruments (vor allem die Klarheit) beeinträchtigt. Der permanente Gebrauch des Verschiebungspedals zur Dämpfung ist nicht erwünscht, da auch dies den Klang verändert und zudem verunmöglicht, die entsprechenden Anweisungen des Komponisten zu befolgen. In diesem Konzert kam noch erschwerend die hallige Akustik des großen Kirchenraumes hinzu und mit Carolin Widmann stand eine Solistin auf dem Podium (vor dem großen Orgelprospekt an der Rückwand des Kirchenraumes), die nicht mit beständigem Fortissimo und Druck auf den Saiten auftrumpft: ihre Stärke liegt im nuancenreichen Spiel, der differenzierten Dynamik und Artikulation. Letzteres bewies sie schon mit den ersten Noten von Brahms' Violinsonate Nr. 1 „Regensonate": ein feiner, weicher, aber nicht glatter Ton, fast als ob ihre Guadagnini mit barocken Darmsaiten bespannt gewesen wäre. Das Vibrato blieb vor allem bei Brahms sehr unauffällig, oft unterließ es die Geigerin auch ganz. Es war, wie wenn die ungestört, unmoduliert schwingenden Töne den Blick auf die die Emotionen erst eröffnet, den warmen, tiefen Gefühlsstrom in dieser Musik ermöglicht, die Melodien zum Erblühen gebracht hätten. Das wertvolle Instrument sprach dabei problemlos an, selbst im feinsten Pianissimo, oder in den delikaten Spiccati des Schlusssatzes.
Alexander Lonquich war ihr dabei ein einfühlsamer, aufmerksamer Partner, der bis in die agogischen Feinheiten beständig im engen Kontakt mit der Violinistin blieb, technische Schwierigkeiten in Brahms' weitgriffigem Klaviersatz problemlos meisternd. Nur eben: ein Steinway D ist auf Volumen getrimmt, darauf, große Konzertsäle zu beschallen. Hier aber hätte es eines Instruments bedurft, das im Ton weniger dunkel und voll, vielmehr leichter und transparent gewesen wäre, eben wie Flügel zu Brahms' Zeiten geklungen haben. Schon von der Lautstärke des Klaviers her war die Hörbarkeit der Violine bedroht. Darüber hinaus verlängerte und verstärkte die Akustik die dunklen, tiefen Klänge, machte den Effekt von Pausen zunichte. Im langsamen Satz fiel es so zudem ungleich schwerer, die Spannung zu halten. Außerdem mischten sich die Klänge der beiden Instrumente kaum. Es ist unverständlich, warum der Flügel nicht teilweise geschlossen oder ein kleineres Modell gewählt wurde. Das hätte vielleicht zudem die etwas hart intonierten Bässe gemildert – selbst wenn die Violine hörbar blieb, war doch die Balance verschoben.