Dämonisch, rasend, ekstatisch, blutrünstig – mit solchen Worten wird Richard Strauss’ Oper Elektra häufig beschrieben. Die konzertante Aufführung im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada wird solchen Beschreibungen auch ohne Inszenierung nur allzu gerecht. Die dramatische Spannung des Werks wurde exzellent in die musikalische Interpretation übertragen und gestützt von den beeindruckenden sängerischen Leistungen. Eine szenische Darstellung vermisste man keineswegs.
Mit einem gellenden Fanfarenstoß – dem Agamemnon-Thema – das sich wie ein Leitmotiv durch die Oper zieht, beginnt der Abend und das Orchester stellte sogleich sein Können unter Beweis. Andrés Orozco-Estrada offerierte eine durchaus differenzierte Gestaltung der Partitur. Er ging bereits zu Beginn in die Vollen und ließ das Orchester mit entfesselter Wucht auf das Publikum los. Zwischendurch nahm er das Orchester aber auch immer wieder zurück, um interessante Spannungsbögen zu ziehen und der Musik Zeit zum Atmen zu geben.
Das hr-Sinfonieorchester spielte äußerst aufbrausend, stets präzise, aber vor allem leidenschaftlich. Orozco-Estrada schuf einen transparenten, agilen Klang und war stets darauf bedacht, die Sänger nicht zu übertönen. Die Solisteninstrumente wurden gekonnt herausgearbeitet und boten stets interessante Akzente. Zum Ende der Oper zog er das Tempo deutlich an und bereitete ein fulminantes Finale vor.
Die Geschichte Elektras in ihrer Archaik steht stellvertretend für viele dysfunktionale und destruktiv geprägte Familien. Während Elektra nach der Mägdeszene „ganz allein“ ihr Schicksal kontempliert, und trauernd um ihren Vater Agamemnon ruft, ertönte das gleichnamige Motiv tragend und düster wabernd vom Orchester. Die russische Sopranistin Elena Pankratova ging ganz in ihrer Rolle der rachsüchtigen Elektra auf. Hochdramatisch stellte sie sie mit ebenso starker Bühnenpräsenz wie eindrucksvoller stimmlicher Gestaltung dar, ohne dabei zu überzeichnen oder in Manierismen abzudriften. Ihre voluminöse, starke Stimme zog in den Bann, und changierte zwischen Ekstase und Sadismus, zwischen furchteinflößender Kälte und zärtlichen Mitgefühl.