Unter dem Titel „Bach beflügelt“ trafen sich das belgische Vokalensemble Vox Luminis und das Freiburger Barockorchester in ihrer künstlerischen Partnerschaft wieder, um festliche Himmelfahrtsmusiken zu interpretieren, die genau das in vorausgesetzt entsprechender Darbietung auszulösen vermögen: zu erheben und diesen Aufzug ins Reich Gottes in faszinierender Musik zu erfahren. Zuvörderst nun mal bei Bach, doch auch bei Telemann und Biber, die es entgegen der verständlichen marketingpraktischen Prägnanz mit in das barocke Programm geschafft haben. So erlebten bei Klangvokal Dortmund vier Kompositionen ihre Aufführung, von denen neben Bachs (oratorischen) Kantaten zum Kirchenfesttag sowie Bibers damit überschriebener Rosenkranz-Sonate XII gewiss Telemanns Frankfurter Chor-Pendant die durch ihre erstmalige neuzeitliche Bespielung zweifellos interessanteste war.
Darin erfüllten die Ensembles die in der Tat durchgängig wahrgenommene Empfindung des Beflügeltseins in besonderer Weise. Nämlich sehr direkt, was schließlich die geschickte Absicht Telemanns gewesen war. Telemann lässt seine Kantate für Streicher, zwei Oboen (se piace), Traversflöten, Hörner und Continuo Ich fahre auf zu meinem Vater mit Jesu beginnen, der die Himmelfahrt verifiziert und mit „eurem Vater“ und „eurem Gott“ den wohltuenden Grundstein für die Auseinandersetzung der Gläubigen legt. Sebastian Myrus tat dies unter den korrespondierenden Schwingen des Orchesters in freudiger, seriös-effektiöser Tonalität, der sogleich die soloripienistische Gläubige-Seele-Stimme des Soprans Viola Blaches vom Himmelsversprechen überzeugte, so dass das Chor-Tutti in Vox Luminis' markenkernlichem Klangbild weicher, aber erfrischter Betonung mit „Ich glaube“ antworten und in die Zuversicht einstimmen konnte.
In den Arien dürfen die Gläubigen ihre tröstliche Sicht auf den Tod ausführen, zuerst – nach dem ebenfalls kontrastvoll-dramatischeren Rezitativ eines reinen, hochgelegten Tenors Raphael Höhns – der Sopran. So erschien Blaches in schlichter, beweglicher und deshalb hinreißender Unbekümmertheit vorgestellte Todessehnsucht wie das Locken der Engel selbst, für das man Geist, Herz und Hände zum Einhaken für die gemeinsame Auffahrt gerne öffnete. Danach drückte der Tenor durch Höhns elegant-unaufgeregtes Verlangen mit nachdenklicherem Touch für das weitere beruhigende, versichernde Wortergreifen Christi diese aus, zu der das FBO gelöste Bordunanklänge über Telemanns einnehmende Wellen steuerte. Und letztlich rührte der Alt via William Sheltons phänomenal leichten, mummelig-wiegenden Countertenor-Fließens am Herzensgrund, so dass das Wunder in der Verheißung der Erlösung vor einem im menschlichen Gegenüber zum größtmöglichen Sich-zu-eigen-Machen sicht- und hörbar wurde.