Fukushima? Flüchtlingslager? Andreas Kriegenburgs Inszenierung von Richard Wagners Götterdämmerung macht es dem Zuschauer nicht leicht, die Handlung zu verorten. Auch sechs Jahre nach der Premiere bleibt Kriegenburgs Vision für den dritten Tag des Bühnenfestspiels sperrig. Dass auch der Abschlussabend des Rings des Nibelungen ein voller Erfolg war, ist zweifelsohne dem exzellenten Ensemble der Bayerischen Staatsoper zuzuschreiben.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, wie auch an den drei Abenden zuvor, Kirill Petrenko. Ungewohnt lyrisch warm, gleichwohl auf jede Einzelstimme der Partitur bedacht, führte er das Bayerische Staatsorchester auf empathische Weise an. Die Spannung knisterte, jeder Einsatz saß und entlud sich – trotz vieler wohlplatzierter Akzente – nie gänzlich. Wollte Petrenko hier einen Kontrapunkt zu Kriegenburgs sterile Bürowelt setzen oder lag es daran, dass der Generalmusikdirektor Geburtstag hatte? Neben einem kleinen Ständchen aus dem Orchestergraben, gab es jedenfalls Standing Ovations vom Publikum für diese Glanzleistung. Wahrscheinlich das beste Geschenk, für den ansonsten so scheuen Dirigenten.
Ähnlich euphorisch und mit vielen Bravi wurde die sängerische Leistung von Nina Stemme als Brünnhilde aufgenommen. Die geborene Schwedin war angeblich leicht erkrankt, aber davon hörte man mit viel guten Willem vielleicht in der ersten, eher langsamen Szene etwas, danach war sie mit gelebter Innbrunst bei der Sache. Wenn Siegfried sie, trotz Hagens Trank, wiedererkannt hätte, dann hätte dies wohl niemand im Publikum verwundert, so emotionsgeladen war ihr Gesang – eine Idealbesetzung.
Nicht ganz so warm, dafür voller jugendlichem Leichtsinn lieferte Stefan Vinke auch in der Götterdämmerung einen grundsoliden Siegfried ab. Fast spitzbubig strahlte sein heldischer Tenor, der nur in wenigen Momenten die Kondition vom Vorabend vermissen ließ. Insbesondere sein Duett mit Brünnhilde blieb nachhaltig in Erinnerung.