Wagners zweite Oper Das Liebesverbot ist ein Werk, das sich selten auf die Spielpläne verirrt - wohl auch wegen der vielen Schwierigkeiten musikalischer und dramaturgischer Art, die diese Große Komische Oper birgt. Im Wagnerjahr 2013 jedoch hat sich die Oper Leipzig, in Zusammenarbeit mit den Bayreuther Festspielen, den Frühwerken Richard Wagners gewidmet und unter anderem Das Liebesverbot auf die Bühne gebracht.
Musikalisch sind verschiedene Einflüsse von Weber über Beethoven bis Bellini erkennbar; Arien, Duette und andere Ensemblenummern bergen unverkennbar italienische Einflüsse in ihrem Aufbau und ihrer dramaturgischen Gestaltung. Neben allen diesen Inspirationen ist aber auch Wagners eigener Stil schon präsent, vor allem in den dramatischeren Passagen, wenngleich diese nicht annähernd so stringent komponiert sind wie in den späteren Bühnenwerken. Die zugrundeliegende Thematik von unterdrückter Sexualität und Erotik ist diesem und den späteren Werken wie der Walküre gemein, in der frühen Oper aber steht nicht Dramatik, sondern Komik an erster Stelle.
Die Handlung spielt in Palermo während des Karnevals, der allerdings, samt jeglichem Ausdruck von Liebe, vom Statthalter Friedrich bei Todesstrafe verboten wurde. Als Exempel will er den jungen Claudio und seine Geliebte Julia hinrichten lassen. Es folgen einige beziehungstechnische Verwicklungen und ein gewitzter Plan, der die beiden retten und gleichzeitig den Statthalter seines eigenen Gesetzesbruchs überführen soll.
Die Inszenierung von Aaron Stiehl ist äußerst lebhaft und schafft es, der Handlung mit viel Witz über so manche holprige Stelle zu helfen. Seine Personenführung und komödiantischen Akzente glätteten viele der Passagen, die gerade im Vergleich zu Wagners gewichtigen Spätwerken eher schwach wirken. Ganz und gar nicht schwach hingegen die musikalischen Leistungen: Im Orchestergraben brauchten Matthias Foremny und das Gewandhausorchester anfangs zwar etwas Zeit, bis sie sich aufeinander eingestellt hatten, und während der Ouvertüre gab es noch die eine oder andere Unsauberkeit, im Gesamtbild jedoch fielen diese Startschwierigkeiten nicht sehr ins Gewicht.
Unter den Solisten besonders zu erwähnen sind Reinhard Dorn als Brighella, Guy Mannheim in der Rolle des Claudio, eine Art Ritter der Liebe im Leoparden-Hippie-Outfit (Kostüme: Sven Bindseil), und Olena Tokar, die kurzfristig in der Rolle der Mariana eingesprungen war. Dorn konnte mit seinem kräftigen Bass und einer geballten Ladung komödiantischen Talents auftrumpfen, während Mannheim in erster Linie durch seinen kraftvollen Heldentenor auffiel, der ohne Mühe über das Orchester singen konnte. Tokars Stimme hingegen bestach mit ihrer feinen, leichten Qualität, die bei aller Zartheit doch auch ordentlich Kraft erahnen ließ.