Unter dem Thema „Göttergelächter“ gab das Hamburg Ballett am Pfingstsonntag Abend eine einzelne Aufführung von John Neumeiers Sommernachtstraum. Das Ballett, das schon beinahe in allen großen Städten zu sehen war und in München fester Repertoirebestandteil ist, wurde 1977 in Hamburg uraufgeführt und begeistert seither das Publikum.
Die Handlung basiert auf Shakespeares gleichnamigem Bühnenwerk und erzählt die bekannte Geschichte der Paare Hippolyta und Theseus bzw. Titania und Oberon, Hermia und Lysander und Helena und Demetrius. Neumeiers Ansätze für die Choreographie dieses klassischen Sujets sind sehr interessant, denn sie deuten die Handlung sowohl musikalisch als auch tänzerisch aus und eröffnen drei Sphären.
Die Feenwelt, die Welt der Aristokraten und die der Handwerker werden sowohl musikalisch als auch choreographisch deutlich voneinander unterschieden. Die Feenwelt etwa wird in erster Linie durch Werke von György Ligeti und sehr moderne Tanzelemente charakterisiert, und auch, wenn diese modernen Elemente bereits zur Entstehungszeit des Balletts bei weitem nicht mehr so skandalös waren wie zu Zeiten von Strawinskys Sacre du printemps, so haben sie ihre eindringliche Wirkung bis heute nicht eingebüßt. Fremdartige Bewegungen und wilde Gesten machen diese magische Sphäre ebenso grotesk wie die Kostümierung mit Ganzkörperanzügen (etwas, das sehr an die 70er erinnert). In ihrer Kombination geben einem all diese Faktoren wirklich das Gefühl, in eine andere Welt versetzt worden zu sein.
Wo die Darstellung der Feenwelt durch die große Ausdrucksstärke von Hélène Bouchet (Hippolyta & Titania) und Carsten Jung (Theseus & Oberon) bedeutungsvolle Tiefe erhielt, so war es doch Alexandre Trusch, der mich besonders begeisterte: Er wusste seine Rolle als Puck so überzeugend und technisch vollendet darzustellen, dass es eine Freude war und er damit für einige Höhepunkte sorgte: Mit frecher, spitzbubenhafter Mimik und aalglatter Gestik trieb er seine Späße, wobei er stets charmant blieb und man ihm einfach nicht böse sein konnte. Vor allem, als er am Ende mehr oder weniger auflöst, dass alles kein Traum war, und sich mit schelmischem Grinsen aus dem Staub macht, war als komische Pointe des Stückes ein krönender Schluss.