Technobeats, hautenge Tattookostüme und ein internationales Tänzerensemble, das exzellent aufeinander eingespielt war. An einem der Höhepunkte dieses großartigen Tanzabends des Festivals Julidans bildeten die Tänzer gemeinsam ein großes pulsierendes Herz. Das Lichtdesign von Alon Cohen unterstützte mit halbdunkel, dezenten Farben und harten Übergängen die rhythmische Choreographie und setzte die genialen Tanzsolisten immer wieder vortrefflich in Szene.
Die in Jerusalem geborenen Chorografin Sharon Eyal hat mit ihrem Mitstreiter Gai Behar 2013 die Tanzcompagnie L-E-V (hebräisch für Herz) gegründet. Ihre letzte Produktion Chapter 3: The Brutal Journey of the Heart hatten sie schon im September 2019 auf der Ruhrtriennale uraufgeführt. Es ist der letzte Teil einer Trilogie, deren Vorgängerteile OCD Love en Love Chapter 2 2015 und 2017 auch schon bei Julidans gezeigt wurden, welches in diesem Jahr sein 30. Jubiläum feiert.
Obwohl L-E-V an diesem Abend mit nur acht statt der ursprünglich neun Tänzern auftrat, fehlte dadurch nur in einigen wenigen getanzten Figuren der geometrische Glanz, im Großen und Ganzen aber war das wie geschmiert laufende gruppendynamische Powerplay davon glücklicherweise nicht beeinflusst. Die Musik dazu ist vom Hauskomponisten der Tanzgesellschaft Ori Lichtik in bester DJ-Manier aus vielen verschiedenen alten und neueren amerikanischen, portugiesischen und afrikanischen Pophits mit elektronischen Trancebeats zu einem enervierenden rhythmisch aufwirbelnden Soundtrack zusammengemixt worden. Selbst avantgardistische elektronische Musik und A-Capella-Gesang kommen darin vor und sorgen für überraschende atmosphärische Wendungen. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Stilen und Songs sind dabei so nahtlos und natürlich, dass man als Zuhörer oft von neuen musikalischen Inhalten vollkommen überrascht wird. Die Musik wirkt so berauschend, dass man sich ein ums andere Mal liebend gern mit den Tänzern mitbewegt hätte.