Dass Christoph Eschenbach Beethovens Viertes Klavierkonzert selbst als Pianist gespielt hat, tat der jüngsten Aufführung des Werkes im Berliner Konzerthaus mit dem 20-jährigen Pianisten Simon Haje außerordentlich gut. Denn der Dirigent wusste daher genau, wie das Klavierkonzert zu organisieren ist, um es nicht zum virtuosen Stück zu verharmlosen, sondern als Duo von Klavier und Orchester aufblühen zu lassen, in dem beide Parts gleichberechtigt agieren.
„Piano dolce” lautet die erste Anweisung. Und auch wenn der junge Pianist nicht alle Artikulationsanweisungen befolgte, überzeugte seine Darbietung dieser so berühmten wie gefürchteten Eröffnung dadurch, dass er ganz behutsam auf die erste Dissonanz zusteuerte. Eschenbach ließ das Konzerthausorchester wie in einem Schwebezustand darauf antworten. Von dieser Liebe zum Detail, dieser Sorgfalt, war die ganze Aufführung getragen, in der das Werk nicht als romantisierte Vorbereitung des Schumannschen Klavierkonzerts missverstanden, sondern als tiefsinniger Nachfahre derer Mozarts realisiert wurde, indem alle Figurationen zur thematischen Entfaltung aufgewertet wurden. Die Darbietung ließ sich Zeit, statt sie sich zu unterwerfen, ließ gewähren, etwa wenn Haje die Modulation zum Seitenthema als Kantilene entfaltete, statt sie auf das Ziel, die neue Tonart zu erreichen, auszurichten.
Ohne jedes Vorbild ist der zweite Satz komponiert worden und so singulär wurde dieses Andante con moto auch gespielt. Schroff begann das Orchester, schüchtern antwortete der Pianist, dem es schließlich aber doch gelang, den Zorn der Streicher zu besänftigen und schließlich in das Rondo zu gelangen, in dem es nun kein Gegeneinander, sondern nur noch ein Miteinander gab. In diesem Satz wurde die größte Aufmerksamkeit auf die sorgfältige Gestaltung der Varianten des Refrainthemas gelegt.