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Partiturkenntnis als Schlüssel zum Erfolg: Christoph Eschenbach im Berliner Konzerthaus

Por , 31 marzo 2025

Dass Christoph Eschenbach Beethovens Viertes Klavierkonzert selbst als Pianist gespielt hat, tat der jüngsten Aufführung des Werkes im Berliner Konzerthaus mit dem 20-jährigen Pianisten Simon Haje außerordentlich gut. Denn der Dirigent wusste daher genau, wie das Klavierkonzert zu organisieren ist, um es nicht zum virtuosen Stück zu verharmlosen, sondern als Duo von Klavier und Orchester aufblühen zu lassen, in dem beide Parts gleichberechtigt agieren.

Christoph Eschenbach
© Marco Borggreve

„Piano dolce” lautet die erste Anweisung. Und auch wenn der junge Pianist nicht alle Artikulationsanweisungen befolgte, überzeugte seine Darbietung dieser so berühmten wie gefürchteten Eröffnung dadurch, dass er ganz behutsam auf die erste Dissonanz zusteuerte. Eschenbach ließ das Konzerthausorchester wie in einem Schwebezustand darauf antworten. Von dieser Liebe zum Detail, dieser Sorgfalt, war die ganze Aufführung getragen, in der das Werk nicht als romantisierte Vorbereitung des Schumannschen Klavierkonzerts missverstanden, sondern als tiefsinniger Nachfahre derer Mozarts realisiert wurde, indem alle Figurationen zur thematischen Entfaltung aufgewertet wurden. Die Darbietung ließ sich Zeit, statt sie sich zu unterwerfen, ließ gewähren, etwa wenn Haje die Modulation zum Seitenthema als Kantilene entfaltete, statt sie auf das Ziel, die neue Tonart zu erreichen, auszurichten.

Ohne jedes Vorbild ist der zweite Satz komponiert worden und so singulär wurde dieses Andante con moto auch gespielt. Schroff begann das Orchester, schüchtern antwortete der Pianist, dem es schließlich aber doch gelang, den Zorn der Streicher zu besänftigen und schließlich in das Rondo zu gelangen, in dem es nun kein Gegeneinander, sondern nur noch ein Miteinander gab. In diesem Satz wurde die größte Aufmerksamkeit auf die sorgfältige Gestaltung der Varianten des Refrainthemas gelegt.

Als Zugabe spielte Simon Haje ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für György Ligeti mit dessen Étude Nr. 13 „L'escalier du diable“ (Die Teufelsleiter).

Christoph Eschenbach wusste Bruckners Dritte Symphonie mit nicht minder großer Partiturkenntnis zu gestalten. Ohne ordnende Hand wären die großen Dimensionen auch nicht zu bewältigen und der Zuhörerschaft nur eine Klangbildfolge schöner Stellen zu präsentieren gewesen. Das eröffnende Trompetenthema stellte Eschenbach als der Symphonie vorausgeschickte tönende „heile Welt“ vor, in der keine Nebennote die Idylle trübte, die vom Hauptthema des Satzes dann umso empfindlicher gestört wurde. Mit Präzision meißelte der Dirigent die einfachen rhythmischen Motive heraus. So krachte das dritte Thema auch nicht einfach in den Saal, sondern fasste als Schichtung der Elemente die beiden zuvor gehörten Themen zusammen

Und weil Eschenbach den punktierten Rhythmus im Anfangsthema so nachhaltig artikuliert hatte, konnte er das Finalthema auch als dessen von ihm abgeleiteten Widerpart hervortreten lassen. In der Wiederaufnahme des Trompetenthemas am Ende der Symphonie schloss Eschenbach auch keinen Kreis, sondern ließ sich die Prophezeiung vom Beginn erfüllen. Dies war die große Leistung dieser Aufführung von Bruckners „Schmerzenskind“. Sie wurde unterstützt durch viele wunderbare Details, die diesen Weg bahnen: etwa durch die wohlklingende Darbietung eines der schönsten Themen, die Bruckner eingefallen sind, des zweiten Themas im zerklüfteten langsamen Satz, den Eschenbach auch nicht glättete, und eine nicht minder beherzte Darbietung der fast naiven Ländler-Seligkeit im Trio.

****1
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Crítica hecha desde Konzerthaus: Großer Saal, Berlín el 28 marzo 2025
Beethoven, Concierto para piano núm. 4 en sol mayor, Op.58
Bruckner, Sinfonía núm. 3 en re menor, WAB 103
Konzerthausorchester Berlin
Christoph Eschenbach, Dirección
Simon Haje, Piano
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