Lange Zeit hat Frank Peter Zimmermann nach einem Klavierpartner gesucht, um mit ihm Beethovens Violinsonaten so aufzuführen, wie sie ihm komponiert erscheinen: als gleichberechtigtes, durchaus intellektuell geführtes Gespräch zweier gegensätzlicher Instrumente. In Martin Helmchen hat er ihn gefunden. Beide ergänzten einander auch bei ihrem ersten Beethoven-Abend in Berlin auf geradezu ideale Weise.
Das Zusammenspiel in Beethovens ersten vier Violinsonaten basiert auf einen durchgehenden, allerdings auf sehr verschiedene Weise modifizierten Gegensatz. Das „singende“ Spiel der Violine steht dem mitunter auch als Schlaginstrument eingesetzten, die Harmonie fundierenden, Tasteninstrument entgegen.
Delikat an dem Duo Zimmermann/Helmchen ist grundsätzlich, dass Zimmermann zu den intellektuellen Geigern zählt, die auch dann zurückhaltend agieren, wenn der Musik Leidenschaft gegönnt ist. Helmchen, der es an diesem Abend stets zu vermeiden wusste, die Violine zu übertönen, ist dagegen ein Pianist, dessen perlende Finger zu einem etwas aufgeregten Spiel neigen, das stilsicher zwischen hartem und weichem Anschlag wechselnd den Dialog immer wieder anfeuerte.
Jedes der insgesamt vier Hauptthemen der vier Kopfsätze trugen sie so angespannt-energisch wie in sich stabil vor, weil Tonart, Phrasenbildung und Metrum darin im Einklang miteinander stehen. Dabei legten sie großen Wert darauf, ein bloßes Pingpong-Spiel zwischen den auf die Instrumente verteilten Themeneinsätzen zu vermeiden, das weniger gute Aufführungen häufig ermüdend belastet. Jeden der vier Seitensätze nahmen sie dagegen durchweg entspannt-schmelzend und labil. Dieses Konzept erschien mir in der A-Dur-Sonate besonders gelungen. Raffiniert spielten die beiden sich einander im ersten Thema fallende und steigende Halb- und Ganztöne zu, während sie im Seitensatz ein festes Gebilde erst nach großen Umwegen und über mehrere Anläufe ganz am Ende der Exposition fanden.
Gesanglichkeit konnte sich in den langsamen Sätzen ausbreiten. Ein Höhepunkt kammermusikalischen Zusammenspiels war z. B. die Variationenfolge in Op.12 Nr.1. Die heftige Mollvariation hatte solche Spuren hinterlassen, dass vom Thema in der letzten Variation nur noch Überreste in der Violine wiederkehrten. Allein die Basstöne im Klavier blieben vom Thema erhalten.