Nach einem sehr erfolgreichen Debüt-Konzert in Luzern vor zwei Monaten haben der junge Schweizer Cellist Christoph Croisé (*1993) und die in Alma-Ata (Kasachstan) geborene Pianistin Oxana Shevchenko (*1987) nun auch im kleinen Saal der Tonhalle ihren Einstand gegeben, unter hochstehenden Erwartungen.
Das Konzertprogramm begann mit der Rhapsodie Nr. 1 für Violoncello und Klavier von Bela Bartók, in dem der Komponist volkstümliche Musikelemente verarbeitet. Der erste Teil ist Lassú überschrieben, ein eher langsamer, etwas schwerfälliger Tanz (erinnerte mich an einen Bärentanz), der vom Duo treffend erfasst und voller Verve interpretiert wurde. Der zweite Teil, Friss beginnt mit einer gespannten, kurzen Einleitung im Klavier, ist danach sehr eingängig, witzig, manchmal verspielt, speziell im Cello, dazwischen auch poetisch, oft virtuos. Mir gefielen die ausgezeichnet koordinierten, „ungarischen“ Accelerandi und Ritardandi, die ganz eindrückliche Klimax, die impulsiven Rhythmen, die neckisch gesetzten, kleinen Glanzlichter der Spitzennoten auf dem Flügel. Probleme in Technik oder Koordination scheinen die beiden Musiker nicht zu kennen!
Vor allem im Lassú fand ich, die Akustik des Saals stütze das Klavier trotz kleiner Öffnung mehr als das Cello von Mattio Goffriller (1712). Anhand der nachfolgenden Werke konnte ich aber feststellen, dass das primär an Bartóks etwas sperrigem, selten wirklich kantablem Streichersatz liegen muss: ich hatte keineswegs den Eindruck, Christoph Croisé müsse sich erst freispielen. Es folgte die Cellosonate in d-Moll von Claude Debussy, die als einziges Stück aus dem Debütprogramm in Luzern übernommen wurde.
Während die damalige Interpretation die humorigen Aspekte der Komposition hervorzuheben schien, beleuchtete diese Aufführung den impressionistischen Charakter des Werks. Sie war entsprechend eher atmosphärisch als humorvoll, im zweiten Satz oft an die Stimmung eines heißen Sommernachmittags erinnernd, überzeugend in den Rubati des Finales. Hier klärte sich die Frage der akustischen Balance: das Cello konnte seinen wunderbar warmen, runden Ton ausbreiten, ohne aber Oxana Shevchenkos delikate Begleitung je zu verdecken, und natürlich war auch das Klavier jederzeit äußerst sorgfältig dosiert: Duo-Spiel auf sehr hohem Niveau.
Die Sonate in a-Moll D821 von Franz Schubert ist populär, aber keineswegs unproblematisch: sie ist für das Arpeggione, ein sechssaitiges Instrument mit eher magerem Klang konzipiert. Vom Tonumfang her ist die Komposition auf dem Cello spielbar, liegt aber nicht bequem. Christoph Croisé entschied sich in den Ecksätzen für einen gesunden Mittelweg zwischen dem Vollklang des Cellos und der limitierten Sonorität des Arpeggione. Nach den vorangegangenen Werken musste man sich als Hörer wieder an die einfachere Faktur, den bescheideneren dynamischen Umfang gewöhnen.