Hohe Erwartung heizt an und entsprechend stieg sich die Temperatur in der Halle mit der begeisterten Stimmung, als die 47. Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in der Sporthalle am Böllenfalltor eröffnet wurden. Obwohl dem Darmstädter Oberbürgermeister am Anfang seines Grußworts einen Lapsus unterlief, war dies keineswegs ein schlechtes Vorzeichen für die diesjährigen Ferienkurse, denn das Publikum, welches zwei Jahre sehnsüchtig darauf gewartet hatte, bedankte sich trotzdem mit einem herzlichen Beifall für seine Rede.
Die Sporthalle bot an diesem Tag keinen Wettkampf, sondern die Eintracht von vier musikalischen Mannschaften mit 77 Instrumentalisten aus dem hr-Sinfonieorchester und dem ensemble musikFabrik aus Köln. Zu hören gab es die Darmstädter Erstaufführung des Werks Carré von Karlheinz Stockhausen. Dabei bildeten die Musiker vier Kleinorchester, die, abgesehen von charakterisierenden Abweichungen im Instrumentarium, eine fast ähnliche Besetzung mit jeweils einem Chor hatten. Vier Podien wurden für den Auftritt der Orchester in der Halle aufgebaut, denn das Werk ist nicht nur ein zeitliches, sondern auch räumliches Musikereignis, das die Sporthalle bei dem Eröffnungskonzert verfremdete.
Die Dirigenten, Lucas Vis, Clement Power, Christian Karlsen und Wolfgang Seeliger, führten, ihre Blicke aufeinander gerichtet, in einträchtiger Zusammenarbeit das musikalische Geschehen. Die vier verschiedenen Dirigatgesten waren temporal recht homogen, allerdings wurde das klangliche Resultat jedes einzelnen Orchesters heterogen erreicht. Es gab kein Zentrum der Klangquelle. In einem der Ensembles wurde ein Ton gespielt, der von Orchester zu Orchester ganz genau mit derselben Intonation übernommen wurde, was ein künstliches Echo erzeugte und die verschiedenen Gruppen vereinte. Dieser präzise Intonationsaustausch lies den Eindruck entstehen, als ob der Ton durch die Luft fliegen würde!