„Your eyes, your mien, your tongue declare that you are music ev’rywhere”, hört man zu Beginn aus Brittens If music be the food of love. Doch dieser Liederabend von Christian Gerhaher war so gar nicht lieb und süßlich. Statt Musik als „food of love“, wurde sie als Ausdrucksform der Trauer, als Vehikel für unglaublich poetische Texte über Liebe und Tod, über Existenzielles genutzt. Und das ist auch gut so!
Den Klavierpart übernahm, wie immer bei Gerhahers Liederabenden, Gerold Huber. Die von Britten mit neuem Klavierpart einkleideten Purcell realizations standen am Anfang und schnell wandelte sich die Stimmung. Nach einem leichten Einstieg folgte eine Morgenhymne, die von der Vergänglichkeit erzählt und schon ging es hinab in die Schicksalstiefen Hiobs.
Der Betende steht Gerhaher besonders gut, dessen inniglich schöner Gesang zu dieser Haltung passt. Die Vokale sind selbst bei so simplen Worten wie „I vow“ unglaublich abgerundet und nie fest. Der Vokal dehnt sich, verändert die Farbe, die Form und zieht sich in einen anderen. So detailliert arbeitet Gerhaher mit den Texten. Mit seiner herrlich vibratolosen Stimmeinstellung besang er das erschütternde menschliche Schicksal.
Und denkt man „da kommt der liebliche Brahms“, wird man von der Musik getäuscht, die so lieblich dahinplätschert! Vom verwundeten Knaben erzählt recht nüchtern die grausam-traurige Geschichte eines Mädchens, dass seine Liebe Tod im Wald auffindet. Aber Brahms kann auch dümmlicher, wie Gerhaher schon häufiger über die Auswahl dessen Texte sagte. Der Gang zum Liebchen lockert das Ganze ein wenig auf, bevor es mit Mussorgsky die düstersten Stücke des Abends zu hören gab.