Konsequent durchgeführte Konzerte in historischer Aufführungspraxis sind in München eher selten. Wenn nun einer der großen Meister des Fachs mit dem Orchestre des Champs-Élysées in der Münchner Philharmonie zu Gast ist, verspricht das einen Abend von höchstem musikalischen Genuss.
Philippe Herreweghe stellte in der Konzertreihe „Klassik Pur“ ein Programm zusammen, das man auch mit „Beethoven Pur“ hätte betiteln können. Wie ungewöhnlich uns der Klang auf historischen Instrumenten erscheinen mag, merkte man an diesem Abend bereits beim Stimmen der Instrumente. Etwas tiefer als gewohnt schworen sich die Musiker auf die Coriolan-Ouvertüre ein, die Herreweghe mit markanten Akkordschlägen einleitete. Bereits hier überraschten die Franzosen mit ihrem eigenwillig erdigen Klang, der nicht zu sehr auf Schönmalerei bedacht war und daher sehr natürlich und ursprünglich wirkte. Das furiose Tempo, das Herreweghe bereits zu Beginn vorgab, hielt er eisern durch, büßte aber dabei nicht an Flexibilität ein; vielmehr wirkte die Ouvertüre federleicht bei höchster Präzision.
Auf den großen Bogen kam es Herreweghe schließlich im Violinkonzert an, dessen Einleitung er mit viel Emotion versah, während das Orchestre des Champs-Elysées dabei auf eine genau abgestimmte Dynamik bedacht war. Isabelle Faust passte sich den großen Gesten des Orchesters an und führte mit starkem Ausdruck durch ihr Spiel. Besonders im mittleren Register war ihr Ton von rauer Bestimmtheit, was exzellent zum natürlichen Ton des Orchesters passte, während sie in den Höhen einen glasklaren, träumerischen Klang, der niemals scharf oder aufdringlich wirkte, zauberte. In den wenigen virtuosen Passagen des Konzerts versprühte sie ihre expressive Spielkunst, die sie mit einwandfreier Technik grundierte.
Faust und Herreweghe gestalteten das Larghetto wie einen meditativen Ruhepunkt des Konzerts, den Faust wie eine lyrische Erzählerin begleitete. Die vielen Triller ließ sie nach Belieben anschwellen oder ganz leicht versiegen, bevor sie die nächste Phrase anstimmte. Dazu gesellten sich die Hörner mit pastoralem Klang, die die innige Stimmung des Satzes noch verstärkten. Das Rondo schließlich gab Faust tänzerisch vor und hatte sichtlich Spaß die frechen Einwürfe der Geigen weiter zu spinnen.