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Geister und große Gefühle: Puccinis Le Villi an der Oper Graz

Por , 06 junio 2025

Während Puccinis Opern regelmäßig die Ranglisten der meistgespielten Opern anführen, ist sein erstes Werk Le Villi eine echte Rarität auf den Spielplänen. Den Einakter, der nach einer späteren Überarbeitung aber auch als Zweiakter existiert, komponierte Puccini 1883 für einen Kompositionswettbewerb – den er übrigens nicht gewann. Obwohl Le Villi von der Jury nicht beachtet wurde, kam die Oper ein Jahr später in Mailand zur Uraufführung und bescherte dem Komponisten schließlich einen Vertrag mit dem Verlagshaus Ricordi.

Eduardo Aladren und Aurelia Florian
© Marija Kanizaj

Die Handlung ist inspiriert von einer mitteleuropäischen Sage und ist dementsprechend düster-romantisch: Die Villi sind geisterhafte Wesen, junge Frauen, die vor der Hochzeit verraten wurden und nun in der Nacht ihre treulosen Geliebten zu Tode tanzen, wenn sie reumütig zurückkehren. In der Oper verlobt sich die junge Anna mit Roberto, der nach Mainz reist, um ein Erbe anzutreten – dort vergisst er sein Versprechen, betrügt Anna und kehrt monatelang nicht zurück. Anna stirbt daraufhin vor Kummer, und ihr Geist wird zur Villi. Als Roberto zurückkommt, ist es zu spät: Die Villi – allen voran Anna – holen ihn in den Tod.

Für die konzertante Aufführung an der Oper Graz wurde die Zweiakt-Fassung gewählt, inklusive eines Erzählers, wie es Puccini selbst auch vorgesehen hatte. Schauspieler Jürgen Maurer führte durch den Abend – informativ und pointiert, wenn auch nicht jede Überblendung zwischen den gesprochenen Textpassagen und der Musik ganz glücklich gewählt war. Dennoch profitierte der Abend insgesamt vom erzählerischen Rahmen, denn insbesondere im Vergleich zu Puccinis großen Opernerfolgen hat Le Villi doch einige dramaturgische Schwachpunkte, denn ein Großteil der Handlung spielt sich abseits der Bühne ab.

Jürgen Maurer
© Marija Kanizaj

Aurelia Florian lieh der Anna ihren dunkel grundierten, ausdrucksstarken Sopran, der vor allem in der Mittellage und in zarten Pianissimi farbenreich schimmerte und emotional berührte. In der Höhe wirkte die Stimme mit zunehmender Dramatik stellenweise doch etwas scharf, allerdings gelang ihr eine dichte, glaubhafte Darstellung der Emotionen – von inniger Verliebtheit bis zum jenseitigen Rachegeist. Eduardo Aladren präsentierte sich als Roberto mit viel Energie und einem Tenor, der in der Höhe metallisch glänzte. Dass er in manchen Momenten allzu kräftig aufdrehte, wäre angesichts der Strahlkraft seiner Stimme nicht unbedingt nötig gewesen – etwas weniger Lautstärke hätte der Gestaltung nämlich gutgetan. Dennoch gelang ihm ein überzeugendes Porträt des reuigen, innerlich zerrissenen Geliebten, in dem sich bereits die toxisch selbstbemitleidenden Züge späterer Puccini-Männer – allen voran Pinkerton – andeuteten.

Als Annas Vater Guglielmo ließ James Rutherford einen sonoren, dunkel gefärbten Bariton hören. Die Emotionen seiner Figur verdeutlichte er mit klarer, farblich nuancierter Stimme – von der Freude über die Verlobung bis zur Verzweiflung nach Annas Tod, wobei es ihm gelegentlich an geschmeidiger Linienführung mangelte. Stets zuverlässig ist ohnehin der Chor, der als feierndes Dorfkollektiv ebenso überzeugte wie als melancholische Villi.

James Rutherford, Eduardo Aladren und Aurelia Florian
© Marija Kanizaj

Musikalisch spiegeln die Villi deutlich Puccinis Suche nach seinem ganz persönlichen Stil wider, denn manchmal wähnt man sich noch in Klangwelten, die beinahe an Massenet erinnern, während sich an anderen Stellen schon die großen dramatischen Emotionen späterer Puccini-Klassiker ihren Weg bahnen. Die Grazer Philharmoniker unter Marius Burkert boten dabei eine emotionale, farbenreiche Interpretation. Mit feurigen Crescendi, lyrischen Piani und liebevoll gezeichneten Details erzählten sie die Geschichte musikalisch in lebhaften Bildern. Und obwohl die düstere Handlung im Schwarzwald spielt, entführte das Orchester klanglich ins sonnige Italien.

****1
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“Aurelia Florian als Anna – von inniger Verliebtheit bis zum jenseitigen Rachegeist”
Crítica hecha desde Oper Graz, Graz el 4 junio 2025
Puccini, Le Villi
Oper Graz
Marius Burkert, Dirección
Grazer Philharmoniker
Chor der Oper Graz
Katharina John, Dramaturgia
Aurelia Florian, Anna
Eduardo Aladrén, Roberto
James Rutherford, Guglielmo
Jürgen Maurer, Narración
Johannes Köhler, Dirección de coro
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