Neben den zwei Lokalmatadoren Tonhalle-Orchester und Philharmonia Zürich haben es symphonische Orchester nicht leicht, in der Limmatstadt zu überleben. Das macht schon die wechselvolle Geschichte der Zürcher Symphoniker deutlich, die 2015 als Neugründung aus dem Symphonischen Orchester Zürich hervorgegangen sind. Dieses Konzert bestritt das professionelle Ensemble unter dem Gastdirigenten Heiko Mathias Förster. Dazu wurden zwei junge Talente geladen; der Pianist Aleksandr Shaikin und die Cellistin Anastasia Kobekina. Der Titel des Anlasses, „Gala-Konzert der Romantik” deutet auf einen Versuch des Orchesters, sich zu profilieren, doch das ehrgeizige Programm hat den Bogen wohl überspannt.
Dass die Werk-Auswahl ambitioniert war, wurde schon in der Ouvertüre zu Ein Sommernachtstraum von Mendelssohn deutlich. Selbst in der schlanken Besetzung von etwa 30 Streichern, und trotz der überaus (beinahe preußisch-militärisch) deutlichen, akkuraten Zeichen- und Kommandosprache des Dirigenten ließ die Klarheit bei den raschen Achtelketten der Violinen Wünsche offen. Rhythmisch vermochte Förster das Orchester zusammenzuhalten, selbst wenn die Streicher gelegentlich dazu tendierten, eine Spur zu schleppen; Konzessionen im Zeitmaß machte der Dirigent während des ganzen Konzerts keine. Am besten schnitten die Bläser ab, trotz momentaner Intonationstrübungen bei den Klarinetten. Die reduzierte Streicherbesetzung führte allerdings dazu, dass das Blech – Posaunen, mehr noch die Tuba – den Klang oftmals dominierten, auch in den nachfolgenden Werken.
In den 70 Takten des Orchestervorspiels von Chopins f-Moll Konzert störte die Unart, „lauter” mit „rascher” gleichzusetzen. Diese etwas willkürlichen Tempoänderungen waren der Koordination innerhalb des Orchesters sowie mit dem Solisten nicht förderlich. Und auch hier klang das Blech zu laut. Mit dem Eintritt des Solos lag die Aufmerksamkeit des Publikums dann bei Aleksandr Shaikin, der allerdings wenig Versuche unternahm, sich ins Zentrum zu stellen oder gar zu dominieren, vielmehr konzentrierte er sich ganz auf sein Spiel. Der Fokus lag dabei auf dem musikalischen Fluss, mit gelegentlich aufblitzenden, brillanten Läufen, weniger auf Agogik oder auf Artikulation im Detail. Er spielte sehr engagiert, sein Rubato war durchaus empfunden. Shaikin interagierte jedoch kaum mit dem Orchester, dessen Begleitung im Detail eher indifferent war. Das Larghetto war aus dem Solopart wunderbar expressiv gestaltet, singend, hier konnte der Pianist freier walten, Läufe ausspielen, mit Rubato und schöner Agogik. Gegen Ende stellte sich gar ein harmonischer Dialog mit dem Fagott ein. Das Tempo im Schlusssatz schien zu anspruchsvoll. Die Koordination innerhalb des Orchesters litt, und auch zwischen Solo und Begleitung wollte nicht immer alles klappen. In der Konstellation dieses Konzerts hat sich Aleksandr Shaikin leider unter seinem Wert verkauft.