Sie sind nicht nur zwei der bekanntesten Komponisten ihrer Epoche, sondern waren Zeit ihres Lebens durch eine enge Freundschaft miteinander verbunden: Die Rede ist von Johannes Brahms und Antonín Dvořák, die sich eben dank jener rührenden Geschichte einer großen Freundschaft immer wieder gern gebündelt in einem Konzert wiederfinden. Zum Auftakt des Konzertzyklus „Faszination Klassik“ gaben sich aber nicht nur diese beiden Komponisten ein Stelldichein, sondern mit dem dänischen Geiger Nikolaj Szeps-Znaider und den Wiener Symphonikern unter Leitung ihres Chefdirigenten Philippe Jordan auch ein hochkarätiges Künstlerensemble.
Zunächst stand Johannes Brahms' vor romantischer Klangfülle nur so strotzendes Violinkonzert auf dem Programm. Bereits in der zupackend musizierten Exposition machte Philippe Jordan am Pult deutlich, dass an diesem Abend nicht ein vorsichtig in ungewohnter Umgebung agierendes Orchester auf der Bühne Platz genommen hatte, sondern eben einer der renommiertesten Klangkörper Österreichs. Warm leuchtend intonierten Streicher und Holzbläser die lyrischen ersten Takte des Kopfsatzes, ehe die übrigen Stimmen markig einstimmten und innerhalb kürzester Zeit die ideale Kulisse für den ersten Einsatz der Solo-Violine bereiteten. Schon mit seinem ersten Einsatz zeigte sich Nikolaj Szeps-Znaider als perfekter Partner für dieses so klangschön und pointiert musizierende Orchester. Die ausfahrenden Arpeggien und virtuosen Doppelgriffe nahm er ähnlich risikofreudig, um kurz danach sangliche Bögen lustvoll auszukosten.
Insgesamt entpuppte sich Znaider, übrigens auch Artist in Residence der laufenden Saison bei den Wiener Symphonikern, als feingeistig musizierender Solist, der sich zugleich immer wieder in den Dienst des begleitenden Orchesters stellte und nicht selten Tutti-Passagen mitspielte. Das punktgenaue Zusammenspiel beider Akteure war nicht nur dem hellwachen und minutiös aufeinander abgestimmt spielenden Ensemble zu verdanken, sondern auch Znaider, der sich immer wieder umwandte und Kontakt mit einzelnen, nicht selten als zweite Solisten agierenden Orchestermitgliedern aufnahm. Herrlich beispielsweise, wie sich im zweiten Satz aus der schwelgerischen Melodie der Oboe nach und nach ein sinnierender Dialog zwischen Orchester und Solo-Violine entspann. Immer wieder nahm sich Znaider dabei Zeit, das Tempo merklich zu verringern und sich dynamisch in leiseste Regionen zurückzuziehen. Erfreulich, dass Philippe Jordan am Pult auf all diese Nuancen sofort reagierte und das hellwache Orchester ebenfalls entsprechend zurücknahm. Nach dem schwungvoll ausmusizierten Finale ließ sich Znaider eine wohlverdiente Zugabe nicht nehmen und spielte gemeinsam mit den Streichern des Orchesters eine Hommage an Johann Sebastian Bach aus der Feder des schwedischen Komponisten Anders Hillborg – eine rührende, nachdenkliche Komposition, die auf angenehme Weise zu dem beschwingten Brahms zuvor kontrastierte.