Die Sterne für die neue Spielzeit 2022/23 stehen gut: Die Oper Frankfurt wurde bereits zum sechsten Mal von der Opernwelt zum Opernhaus des Jahres gekürt und auch der Chor wurde wieder ausgezeichnet. So sieht sich das Haus unter Intendanz von Bernd Loebe in seiner Spielplanpolitik mit Raritäten, Uraufführungen und einem starken Ensemble sowohl aus erfahrenen als auch im Opernstudio und nach und nach auf der großen Bühne geförderten Sänger*innen bestätigt. Ein Blick auf die neue Saison bestätigt diesen Kurs ebenso.
Die erste Premiere der neuen Spielzeit wurde Ted Huffman übertragen, der vor fünf Jahren das erste Mal in Deutschland, in der Dependance der Oper Frankfurt, dem Bockenheimer Depot, inszenierte, und nun für Mozarts Zauberflöte in die Mainmetropole zurückkehrt. Und diese Zauberflöte, wenn sie sich auch deutlich von der unzählige Male wiederaufgenommenen Vorgängerinszenierung aus den späten 90er Jahren von Alfred Kirchner unterscheidet, möchte wieder von den Stärken des Hauses profitieren: Einem starken Ensemble und der Förderung von jungen Stimmen aus dem Opernstudio, denen in dieser Produktion die nicht minder wichtigen Rollen der Pamina und Papagena übertragen wurden.
Das erste, was bei Huffmans Neuinszenierung auffällt, ist die minimalistische, märchenfremde Ästhetik, bei der man sich von Symbolik und Mystik weitestgehend entfernt hat. Auf der Suche nach Liebe sind diese somnambulen und von Schlaflosigkeit geplagten Figuren, die in dem immerzu in Nacht getauchten Szenen in den sich stetig verändernden Innenräumen, umherirren und meist vergeblich ihren Wünschen hinterherjagen. Symbolarm wird nicht die erlegte Schlange gezeigt, stattdessen schlängeln sich die dunklen Gänge Taminos Unterbewusstseins und öffnen immer wieder Türen in neue labyrinthische Welten. Die Prüfungen scheint er alle träumend und im Schlaf mit sich ringend absolvieren zu müssen.
Huffman, der die Zauberflöte entmystifiziert und verpsychologisiert, erzählt stattdessen Geschichten von der Liebe; von ewiger Liebe, von flüchtiger Liebe, von unerwiderter Liebe. Die Handlung der Oper bricht er unter maximaler Kürzung der Dialoge auf und versucht seine Essenz herauszufiltern. Dies gelingt jedoch nur mäßig, denn statt der großen Gefühle gerät das Werk zu einem bruchstückhaften Potpourri vereinzelter Erzählfetzen. Dennoch vermag die Regie und Andrew Liebermans Bühnenbilder die Einsamkeit und Verzweiflung der Figuren in mitunter lynchesken Traumwelten ästhetisch eindringlich darstellen.