Die zwölf romanischen Kirchen Kölns sind Orte von einzigartiger Akustik und Architektur. Seit tausend Jahren erklingen dort gregorianische Choräle und antiphonale Wechselgesänge. Seit 1988 organisiert der WDR in diesen wunderbaren Bauwerken das Festival Romanischer Sommer Köln. Die das einwöchige Festival beschließende Romanische Nacht fand dieses Jahr in St. Maria im Kapitol statt, einer Kirche, die heute eher unscheinbar an der Stelle steht, wo sich im römischen Köln der Kapitolstempel befand.
Die vier jeweils einstündigen Programme dieses Konzertmarathons waren nur durch kurze Umbaupausen voneinander getrennt. Den Beginn machte ein Jazzchor, dessen sehr sauberer Klang und wohlklingende Arrangements das hohe Niveau der Interpreten dieses Abends unterstrich. Das anschließende Bachprogramm mit den letzten drei der Solosonaten und Partiten begann mit kleiner Verspätung ohne extra Einführung.
Sergey Malovs Auftritt mit Barockbogen und im Rüschenhemd war so einfach bescheiden wie suggestiv. Schon vor dem Erklingen des ersten Tons war mit dem Blick auf die Uhr deutlich, dass es ein ungewöhnlich spannender Konzertabend werden würde. Denn für diese Werke braucht man nicht nur eine makellose Technik, sondern auch ein tadelloses Gefühl für Stimmführung und Erfahrungen mit den barocken Verzierungsgepflogenheiten. (Und normalerweise auch etwas mehr Zeit.)
Malov begann mit der Partita E-Dur, BWV1006. Selten habe ich Bach so mühelos virtuos, flexibel im Tempo und gleichzeitig überraschend verspielt gehört. Die Loure glitzerte nur so von Verzierungen. In der Gavotte en Rondeau spielte Malev quasi improvisierte Läufe zum ständig zurückkehrenden Rondothema, welches dadurch jedes Mal etwas anders klang. Kurz vor Ende baute er sogar eine kleine Kadenz ein und gab dem Wohlbekannten damit Spritzigkeit und Lebendigkeit. Die Bourée nahm Malev zwar in einem solchen Affenzahn, dass man in dem überakustischen Kirchenraum die einzelnen Töne kaum noch unterscheiden konnte, die anschließende Gigue wirkte dann aber trotz keineswegs langsamen Tempos beinah verträumt.