„HOT_cool“ war das Thema des Abschlusskonzerts der 47. Ferienkurse für Neue Musik. Die Centralstation, ein ehemaliges Elektrizitätswerk, das jetzt als angesagtes „Kulturwerk“ Darmstadts gilt, bot in der Halle vom Erdgeschoss und im Saal in der oberen Etage zwei verschiedene Programme gleichzeitig an. Von 18 Uhr bis tief in die Nacht lief nonstop Musik, die von verschiedenen Entstehungszeiten, Generationen und Genres geprägt war. Da man nur einen Körper und Geist hat, war es unmöglich, beide Programme in voller Länge zu erleben, und man musste sich letztendlich die Nacht aufteilen.
Die Halle präsentierte im HOT-Programm rasante, dynamische Musik mit dem Ensemble Dal Niente und weiteren Solisten. Vor dem Konzert war das Organisationsteam der Darmstädter Ferienkurse bis zur letzten Minute mit der Vorbereitung dieser Veranstaltung beschäftigt, während die Besucher ungeduldig vor der Tür auf den Einlass warteten. Die Pianistin Heloisa Amaral eröffnete intensiv den Abend mit dem Solostück Peter Parker, das 2003 vom österreichischen Komponisten Bernhard Gander geschrieben wurde. Dabei handelt es sich um den Peter Parker, der sich in einem amerikanischen Actionfilm eines Tages vom unattraktiven jungen Mann in den tapferen Helden Spiderman verwandelt. Ohne besondere moderne Spielweisen wie zupfen oder trommeln der Saiten vertraut diese Musik völlig der Ausdruckskraft des Klavier an sich. Amarals Finger liefen, sprangen und rutschten über die Tasten, dass man Spiderman geradezu vor sich zu sehen glaubte. So entstand auch eine Verbindung zwischen dem Alltäglichen und dem künstlerischen Ausdruck.
Wojtek Blecharz’ blacksnowfalls für Kesselpauke solo hinterließ wegen der ausgezeichneten Artikulation von Brian Archinal einen großartigen Eindruck, wobei sein Spiel von oben gefilmt und auf eine Leinwand projiziert wurde. Er spielte das Solo hauptsächlich mit den Händen, schlug mit seiner Faust in die Mitte, strich den Rand des Paukenfells oder benutzte kleine Metallstäbe. Präzise wurde auf der Leinwand gezeigt, wie jeder Klang erzeugt wurde, was den Zuhörern die Musik visuell noch näher brachte.
Dann wurde das Konzert wegen der Verleihung des Kranichsteiner Musikpreises unterbrochen, der in diesem Jahr an Ashley Fure als Komponistin und das Ensemble Distractfold als Interpreten ging. In der Gegenwart, deren Gesellschaft sich aus unterschiedlichen Interessen und Lebensstilen zusammensetzt, ist es für eine Jury nicht einfach, nach allgemein und einheitlich zu betrachtenden Kriterien Musiker für einen Preis vorzuschlagen. Das Ergebnis rief bei den Teilnehmern, Dozenten und Besuchern Überraschung und Begeisterung hervor. Das Ensemble Distractfold, welches am 11. Tag der Darmstädter Ferienkurse mit seinen künstlerischen Beträgen u.a. von Steven Kazuo Takasugi einen enormen Eindruck hinterließ, musste einfach ausgezeichnet werden. Außerdem wurden acht Musiker und Komponisten – Nico Couck (Belgien), Phoebe Green (Australien), Joshua Hyde (Australien), Alexander Khubeev (Russland), Simon Løffler (Dänemark), Weston Olencki (USA), Alex Raineri (Australien), Katherine Young (USA) mit Stipendien für die Ferienkurse 2016 ausgezeichnet.