Erst im Jahr 2000 wurden musikalische Ergebnisse Raymond Scotts, die in den 1960er Jahren im Soundlabor Manhattan Research Inc. entstanden, veröffentlicht. Diese Tonband-Musik konnte man beim gleichnamigen Eröffnungskonzert des SinusTon-Festivals, den Magdeburger Tagen für elektroakustische Musik, im Technikmuseum von Magdeburg wiederentdecken. Die Bühne nahm dabei bereits die Hälfte des Museumsraumes ein; zwischen Ausstellungsgegenständen, die an die industrielle Blütezeit der Stadt erinnern, waren mehrere Lautsprecher verteilt. Die von Scott entwickelten elektronischen Sounds wurden dabei nicht nur (wie zu Anfang) als Hintergrundmusik zu Werbetexten eingesetzt, denn in der Kombination beider Komponenten entstand eine raffinierte Zusammensetzung von Sprache und Musik, die heute, circa 50 Jahre später, immer noch aktuell und interessant ist.
Die Besonderheit dieses Konzertes war eindeutig die Tatsache, dass die rein elektronische Musik ohne Interpreten erklang. Diese Interpretenlosigkeit führt häufig zur Verwirrung der Zuhörer, denn der Live-Auftritt mit der handwerklichen Reproduktion in Echtzeit ist eine wesentliche Komponente eines Konzerts – eine Komponente, die bei einer Aufführung elektronischer Tonband-Musik durchaus auch einmal fehlen darf. Sowohl bei den sechs Miniaturwerken Scotts, die jeweils nur wenige Minuten andauern und über das Konzert verteilt gespielt wurden, als auch bei den Ausschnitten aus Oliver Schnellers Die Unendliche Feinheit des Raumes aber bescherte das dem Publikum außergewöhnliche Momente, in denen man sich völlig aufs Hören konzentrierte. Es war faszinierend zu erleben, wie die vielfältigen Klänge Raymond Scotts in jeder Miniatur einen neuen, völlig unterschiedlichen Klanghorizont entstehen lassen. Im Vergleich dazu erschienen die Stücke Schnellers viel mehr wie ein Hörexperiment, in dem aus acht Lautsprechern gleichzeitig verschiedene, sich nur um ein paar Frequenzen unterscheidende Töne erklangen.
Ganz anders war da Peter Eötvös' Music for New York, für die nun - zum ersten Mal an diesem Abend - auch „echte“ Musiker die Bühne betraten. Die Improvisationsaufnahmen, die der Komponist mit ungarischen Volksmusikern gemacht und hernach mit einem Synthesizer bearbeitet hatte, wurden vom Tonband eingespielt und von Oliver Schneller am Saxophon und Christian Lillinger am Schlagzeug, ebenfalls improvisierend, vervollständigt. Schnellers ruhiges Spiel bildete dabei einen deutlichen Kontrast zu Lillingers blitzschnellen Schlägen, und er begeisterte das Publikum mit seinen quirligen und präzisen musikalischen Reaktionen auf die Tonband-Sounds.