Ein tschechischer Abend steht für mich fast immer für die Garantie, wunderbare Musik zu erleben. Das Pavel Haas Quartett hatte mit dem Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben” von Bedřich Smetana, und dem Streichquartett Nr. 2 „Intime Briefe” von Leoš Janáček genau diese Konstellation für seinen Konzertabend im Großen Saal der Elbphilharmonie geplant. Und der Ruf, einen für das vorgesehene Programm besonders passenden Klang zu kultivieren eilte dem Ensemble ja voraus, zählen die beiden Werke doch zum Lieblingsrepertoire der MusikerInnen.
Mit Spannung erlebte ich gleich den Beginn des Smetana-Quartetts, und das Ensemble nahm sich sofort die Aufmerksamkeit des Saals mit einem sehr akzentuierten Beginn. Vor allem der Geiger Marek Zwiebel betonte die folgenden, rhythmischen Partien mit seiner Körpersprache, verbildlichte so sehr schön die Lebhaftigkeit dieses Werkes, und gestaltete einen sehr agilen Vortrag. Den einprägsamen zweiten Satz des Quartetts nahmen die MusikerInnen mit viel Konzentration auf die Darstellung der besonderen Elemente an dieser Stelle der Komposition. Den Wechsel zwischen Akkordabschlägen und oktavierten Melodielinien gestalteten sie sehr tänzerisch, wobei die Zwischenmelodien von der Geigerin Veronika Jarůšková sehr weich und gefühlvoll realisiert wurden. Allerdings wurden hier auch kleine Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den beiden Violinen offenbar, denn sie sprachen in der Synchronität nicht immer mit einer Stimme.
Aber im dritten Satz war es wieder der Beginn, den das Ensemble beeindruckend gestaltete, indem es die anfängliche, kräftige Tongestaltung des Cellisten Peter Jarůšek aufnahm und fortführte. Die Gruppe war nun eingespielt und voll im Fluss, formte Dynamikstrukturen mit einmütiger Dramaturgie. Die vielen gemeinsamen Akkordverläufe wirkten sehr kräftig angespielt, während das Cello seine Melodien im Pizzicato sehr tragend und vordergründig präsentierte. Das Ende des Satzes wirkte dann sehr still, und es zeigte mit seinen entschwindenden Melodien einmal mehr, dass die volle Aufmerksamkeit des Publikums jetzt auf die Bühne gerichtet war. Im gesamten Verlauf dieses Werkes überraschte mich immer wieder die Intonationsgestaltung von Violine und Bratsche, und insgesamt hätte ich für dieses geschätzte Stück Musik ein noch konsequenter umgesetztes Konzept erwartet.