Leonidas Kavakos und Yuja Wang scheinen auf den ersten Blick vielleicht wenig gemeinsam haben, doch schon nach der ersten Brahms-Sonate ist klar: diese beiden Musiker passen perfekt zusammen - und zu Johannes Brahms.
Die drei Sonaten für Violine und Klavier sind Werke, die besondere autobiographische Bezüge zum Komponisten haben. Die erste schrieb Brahms, nachdem er von einer Italienreise zurück kam, während derer sein Patenkind Felix Schumann (Sohn von Robert und Clara), verstorben war. Trotz dieses traurigen Umstands aber spielte Kavakos die Melodie des ersten Satzes nicht weinerlich, sondern legte seinen Fokus vielmehr auf die Wirkung von klaren und gerade ausgespielten Haltetönen. Auch Yuja Wang erlag hier nicht der Effekthascherei, sondern unterstützte ihn stattdessen mit einem ernsthaften und technisch astreinen Klavierpart. Es wurde ziemlich schnell klar: Hier haben sich zwei Brahms-Interpreten der Extraklasse gefunden.
Etwas heiterer wird es in der zweiten Sonate. Hier hat sich Brahms in seiner Komposition dem Frühling zugewandt, und diesen brachten die beiden Künstler durchaus in ihre Interpretation ein. Ihr Zusammenspiel hatte etwas sehr Erfrischendes. Kavakos gab besonders dem ersten Satz viel Platz, um die melodiösen Bögen wirken zu lassen, die sich auf Yuja Wangs Klavier-Klangteppichen ausbreiten können. Stimmung erzeugen, das können diese beiden Künstler, jeder auf seine Weise, jedoch immer fein aufeinander abgestimmt.
So schufen sie im zweiten Satz auch einen interessanten Stimmungswandel von der anfangs etwas gediegeneren Einleitung in einen schwungvollen Mittelteil. Leonidas Kavakos akzentuierte stark in den Pizzicato Stellen und gab ihnen dadurch einen sehr tänzerischen Charakter. An solchen Stellen glänze auch Yuja Wang. Sie kostete die Oktavsprünge im Forte voll aus und flog im nächsten Moment wieder sehr fein und leicht über die Triller, die einen stark an das Plätschern eines Baches erinnerten. Der Frühling ist wirklich angekommen.