Unter der Leitung von Johannes Gustavsson widmeten die Göteborger Symphoniker einen Abend ganz im Zeichen skandinavischer Komponisten und ihrer Werke. Als erster Nordmann wurde dabei Wilhelm Stenhammar präsentiert, dessen Kompositionen man außerhalb Skandinaviens nur selten hört. Ihn verbindet eine lange Zusammenarbeit mit dem schwedischen Orchester sowie dessen Heimatstadt: 15 Jahre war er Chefdirigent der Symphoniker und wurde von der Universität Göteborg zudem zum Ehrendoktor ernannt.
Seine Konzertouvertüre Excelsior! trägt das Rufzeichen schon im Namen und kündigt ein ruheloses Aufbrausen an. Stenhammar hatte das Werk nach einer besuchten Aufführung von Goethes Faust begonnen und beschäftige sich während seiner Arbeit an der Komposition auch viel mit diesem literarischen Meisterwerk. Die Unschlüssigkeit der Faust-Figur hat ihre Spuren in der Musik hinterlassen, lebte diese kurze Einführung doch vor allem von ihren heftigen Wechseln in der Dynamik. Johannes Gustavsson kostete jede der sich auftürmenden Wellen aus, eindrücklich vermittelt von den Musikern, dass einem von dem vielen Auf und Ab schon beinahe schwindelig wurde. Etwas unschlüssig blieb man zurück, doch mit dem nächsten Meisterwerk fand man schnell wieder den Boden unter den Füßen.
Nur ein paar Töne von Edvard Griegs Klavierkonzert musste der Pianist Håvard Gimse anklingen lassen und man verstand: Das ist Musik, die spricht. Der norwegische Solist ersetzte kurzfristig Alice Sara Ott und bewies seine Spontaneität in einer mitreißenden Darbietung. Das starke Hauptthema brachte er vorerst klar artikuliert, als wollte er es als seine Sprache festsetzen. Dass diese jedoch nicht einseitig ist, bewies er in den zahlreichen Wiederholungen, in denen er die Melodie verspielt, verträumt und zum Ende hin doch wieder entschlossen charakterisierte. Die Streicher gingen wunderbar auf die verschiedenen Klangfarben des Klaviers ein, während die Bläser starke Akzente setzten. Im zweiten Satz des Konzertes konnte mal all die Liebe Griegs für sein Heimatland heraushören: Der Norweger, der den Großteil seiner Ausbildung in Deutschland verbrachte, kämpfte stets mit der Sehnsucht nach seinem Zuhause. Berge und weiche Wiesen taten sich vor dem geistigen Auge auf, als die Musiker weite Bögen aufspannten. In völlig einheitlichem Legato war alle Hektik verbannt und jede noch so filigrane Note fand ihren Raum zum Anschlag.