Zur Eröffnung des Abends spielten Vilde Frang, Nicolas Altstaedt und Alexander Lonquich im ersten Teil des Programms Antonín Dvořáks Klaviertrio Op.65. Das Allegro ma non troppo begeisterte durch expressives, leidenschaftlich-temperamentvolles Spiel. Speziell gefiel mir Vilde Frangs weicher, warmer, jedoch jederzeit klar definierter Geigenton, und die perfekte Mischung mit Nicolas Altstaedt Celloklang bereits in den einleitenden Takten. Auch Alexander Lonquich spielte sehr differenziert und expressiv; leider beließ er durch den ganzen Abend den Steinway D voll geöffnet. Zusammen mit einer gewissen Überakustik des kleinen Tonhalle-Saals führte das dazu, dass das Klavier viel zu stark dominierte und das Cello besonders in tiefen Lagen oft kaum hörbar war. Zudem klang das Klavier vor allem im Bass zu wenig klar: für mich ein Indiz dafür, dass sich hier ein offener Flügel verbietet, dass ein historisches Instrument aus der Zeit der Komposition (mit seinem leichteren, helleren Bassregister) vielleicht besser geeignet wäre.
Das Allegretto grazioso war voller Temperament, für ein grazioso vielleicht an der oberen Tempogrenze bei dieser Akustik. Die Synkopen wurden in den Streichinstrumenten klar betont, im Klavier hätte ich sie mir etwas mehr hervorgehoben gewünscht. Der Satz ist reich an 4-gegen-3 und 3-gegen-2 polyrhythmischen Passagen; leider verkamen diese durch die genannten Einschränkungen manchmal zu einem Klangbrei. Im Poco adagio konnte man dafür wundervolle, gefühlsselige und oftmals nur gehauchte Cello- und Geigenkantilenen genießen, vor allem da, wo die Begleitung aus liegenden Klavierakkorden besteht: ein verträumtes, intimes Stück mit zwei ausgedehnten Perioden intensiver Gefühlswallungen. Berührend, als fast magisch empfand ich die Klavierkadenz im Übergang zur Coda, und den versunkenen, gedankenverlorenen Schluss dieses Satzes. Das Werk schließt mit einem Allegro con brio: speziell im Mittelteil gestaltete der Pianist sehr schön, mit expressiver Dynamik; alle musizierten wach und aktiv, bis hin zum mitreißenden Schluss.
Im nächsten Stück schwieg das Klavier, dafür stieß jetzt James Boyd zum Team: das Streichtrio von Sandor Veress ist eine faszinierende Komposition! Trotz der konsequenten Dissonanz und Atonalität dieser Musik war ich nach wenigen Momenten des Andante affettuoso total in Veress’ Musik gefangen, nahm Dissonanzen kaum mehr als solche wahr, hörte im Gegenteil trotz Atonalität sehr schöne Kantilenen. Die drei Musiker spielten mit warmem Ton, ausgezeichneter Balance und äußerst sorgfältiger Tongebung, oft so sanft und weich wie Flöten, von der Tiefe bis zu höchsten Pfeiftönen. Ich empfand Veress als raffinierten Klangmaler, erlebte viele berührende Momente. Der Satz war meisterhaft intoniert – er stellt an die Ausführenden sehr hohe Anforderungen.