Das Münchener Künstlerhaus ist ein beeindruckendes Gebäude. Im Stil des Historismus erbaut, steht es seit 1900 am Lenbachplatz. Der Festsaal wiederum ist der schönste Raum dieses Hauses. Zehn Kronleuchter an der Decke, Malereien an den Wänden und weite Fenster geben ein überwältigendes Bild. Es bietet auch den passend erhabenen Rahmen für die Kammerkonzerte mit dem Titel „Meisterwerke“, die die Philharmoniker mit jeweils wechselnder Besetzung acht Mal in dieser Spielzeit ausrichten.
Das dritte Konzert der Serie begann Anton Webern Langsamem Satz, der als einziger Satz eines geplanten Streichquartetts 1905 vollendet wurde. Er ist ein wahres Werk der Spätromantik, das einem wie ein einziger, wunderschöner Seufzer erscheint. Zart setzte die sehnsüchtige Melodie an, wobei von Anfang an Helena Madoka Bergs runder, voller Klang herausstach, den sie auch über alle hohen Läufe beibehielt. Die vier Streicher schienen anfangs nicht vollständig zusammen zu sein, hatten sich nach den ersten Takten jedoch schnell gefunden und zeigten, wie viel Gefühl ein Piano auszudrücken vermag. In dunklen Farben, die die Melodie und deren starke Empfindungen unterstrichen, spielte das Quartett kontrastreich, ohne dabei überlaut zu werden.
Diese dynamische Gestaltung setzte sich auch im nächsten Werk, dem Streichquartett Nr. 9 von Dmitrij Schostakowitsch, fort, das sich leise und langsam vorstellt. 1964 entstanden, ist es im Klang deutlich moderner, manchmal leicht atonal. Ausdrucksstark und noch immer im Piano baute sich harmonische Spannung auf, als die Musiker die Reibungen in Dissonanzen und herben, aufgebrachten Passagen besonders hervorhoben. Momente, in denen das Cello im ersten Satz zeitweise die Melodieführung übernimmt, gestaltete Sven Faulian sicher und rund mit samtenem Klang, der im Kontrast zu den vorangegangenen Dissonanzen stand. In dieser Passage hätte ich mir seine Melodie noch etwas prominnenter und mehr von den übrigen Stimmen abgehoben gewünscht, deren Linien sich zu stark in seine einflochten.
Der zweiten Satz, ein stark dissonantes Adagio, scheint mir immer unheilverkündend – vielleicht ein Spiegel des Schicksals der ursprünglichen Fassung des Quartetts? Wo Schostakowitsch sonst selten Änderungen oder Überarbeitungen an einem Werk vornahm, bildet dieses Neunte Streichquartett eine Ausnahme. In einem Anflug von „gesunder Selbstkritik“, wie der Komponist es beschrieb, warf er das Manuskript ins Feuer, und es dauerte drei Jahre, bis das Quartett schließlich fertiggestellt war. Das Quartett färbte seinen Klang passend zur bedrohlich klingenden Melodie ein und schuf eine düstere Stimmung, die sich erst mit Beginn des dritten Satzes hob.