Es ist Strauss-Wochenende an der Oper Leipzig und am zweiten Tag wird Richard Strauss‘ Wahnsinns-Werk Salome gespielt. Wahnsinn mit allen Mitteln: das Libretto, die Hintergrundgeschichte, die Musik und die Ausstattung. Diese Oper kann einen kaum kalt lassen. Entweder sie ist einem inhaltlich oder musikalisch zu massiv, zu verrückt, oder man kann sich vor Begeisterung über diese großartige Vermischung alten aber immer noch faszinierenden Bibelstoffs mit Strauss‘ Musik, die sich der Moderne annähert, kaum halten. Besonders wenn die Sopranistin Elisabet Strid die Hauptrolle übernimmt und als Rockerbraut und blonde Prinzessin zugleich alle und allen voran sich selbst in den Wahnsinn treibt.
Strid ist zwar auf der leichteren Seite des dramatischen Stimmfachs, dafür führt sie ihre Stimme sicher und bringt eine gewaltige Portion Schönheit in die Partie. Diese machte ihr keine hörbare Mühe, Leichtigkeit und Intensität gingen bei Strid Hand in Hand. Ihr starker Ausdruck und ihre spielerische Energie ließen sie wie ein wildes Tier das gesamte Bühnengeschehen beherrschen.
Das von Ulf Schirmer eng zusammengehaltene Orchester unterstützte diese stürmische Figur durch spannungsvolle Ausbrüche, schnelle Übergänge und herrlich dynamisches Spiel. Zügig und präzise leitete Schirmer diese Tonschöpfung, die sich nicht mehr nur dem Schönklang verpflichtet. In kurzweiligen 95 Minuten führte das Orchester mit bombastisch bis liebevollen Klängen durch diese emotionale Achterbahn.
Die Ausstattung von der bereits verstorbenen Designerin rosalie ist eine Mischung aus Plastik und Naher-Osten-Anspielungen. Das Lichtkonzept von Michael Röger schafft es aber besonders gegen Ende passende Atmosphären zu schaffen. Vorher gleicht die Bühne, besonders durch die Kostüme, einer militärisch bewachten Drogen-Party reicher Leute. Das in rosa Seidenanzüge gekleidete Herrschaftspaar spritzt und kokst, taumelt und trinkt in ihrem Palast.