Mozart, Beethoven, Brahms und Strauss standen auf dem Konzert-Programm von Violinistin Vilde Frang und Pianist Michail Lifits – eben alles, was zu einem entspannten Kammermusikabend dazu gehört. Doch wer glaubte, sich gemütlich in seinem Sitz zurücklehnen zu können, der wurde schnell eines besseren belehrt.
„Das ist ein Berufener,“ schrieb Robert Schumann 1853 über Johannes Brahms, wenige Tage bevor dieser sein Scherzo der F.A.E.-Sonate – ein Gemeinschaftswerk der Komponisten Schumann und Brahms und Schumann-Schüler Albert Dieterichs für deren Freund Joseph Joachim – komponierte. Mit diesem Scherzo bewies Brahms, wie richtig Schumann mit seiner Beschreibung gelegen hatte. Und nun, gut 150 Jahre danach beweist die Norwegerin Vilde Frang, dass sie ebenfalls eine Berufene ist. An ihrer Seite debütiert in diesem Jahr bei den Salzburger Festspielen Pianist Michail Lifits, und kaum hat die Norwegerin die ersten Töne des Satzes gespielt, legt auch Lifits los. Er spielt den energischen Satz mit sehr viel Ausdruck, aber auch ein wenig zu viel Dynamik, was wiederum zur Folge hat, dass der Violinpart zeitweise gänzlich dahinter verschwindet. In den Soloparts überzeugt Vilde Frang zweifelsohne, nur gegen die gewaltige Kraft des Konzertflügels kommt sie letztlich nicht an.
Ob es nun am Salzburger Debüt oder dem Instrument gelegen hat, bleibt fraglich, doch ist das Verhältnis zwischen den beiden Künstlern mit Beginn von Mozarts Sonate Nr.33 in Es-Dur schon wesentlich ausgeglichener. Das Ergebnis ist eine sehr kraftvolle Interpretation der Sonate, und Frang spielt die Melodiebögen mit viel Vibrato und Leidenschaft aus. Das Molto Alegro erhält dadurch beispielsweise einen sehr interessanten Charakter. Sehr zurückhaltend beginnt sie die Melodiestimme und lässt dem Klavier den Vortritt. Im Mittelteil setzt sie dann vermehrt auf den klanglichen Ausdruck der gebrochenen Dreiklänge. Diese expressive Spielweise kommt besonders dem op.30/1 von Ludwig van Beethoven zu Gute, der mit diesem Werk bereits einen Ausblick auf das gefühlsstarke 19. Jahrhundert gab. Im dritten Satz, dem Allegretto con variazioni, verlegt die Norwegerin ihren Fokus dann deutlich auf die virtuosen Elemente und Verzierungen und kann sich auf diese Weise nun endgültig von ihrem starken Klavierpartner emanzipieren.