Wenn die Berliner Philharmoniker mit ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko in die Alte Oper Frankfurt kommen, ist schon vorab klar, dass es ein ganz besonderer Abend werden wird. Die Erwartungen an das Weltklasse-Orchester und seinen ebenso hochkarätigen Kapellmeister sind dementsprechend hoch und auch das Programm verrät, dass dieses Konzert nicht nur Romantisch, sondern gar zauberhaft werden wird. Schließlich zählt Carl Maria von Webers Ouvertüre zur Oper Oberon, dem Elfenkönig aus Shakespeares Sommernachtstraum, aber auch Franz Schuberts Große Symphonie in C-Dur (D944) zu nicht unbedeutenden Werken der Romantik. Letztere galt damals mit ihrer Aufführungsdauer von knapp einer Stunde als längstes Orchesterwerk überhaupt und hatte einen langen Weg hinter sich, bis es schließlich im Leipziger Gewandhaus zur Uraufführung gebracht wurde und der Symphonie der Ruhm zuteil wurde, den sie zweifelsohne verdient.
Beide Werke werden durch kraftvoll intonierte Hornrufe eingeleitet, in gleicher Tonfolge, eine Terz aufwärtssteigend. Wo Weber jedoch abbricht, um den Streichern Raum zu geben, führt Schubert den Hornruf in einer achttaktigen Melodie weiter, die sich als Motto der Symphonie entwickelt. Während die Sätze der C-Dur-Symphonie weniger als Kontraste, stattdessen als geradezu logisch aufeinander aufbauende Entwicklungen wirken, finden sich innerhalb derer zahlreiche Abstufungen – zwischen ruhiger Kontemplation, verspielten Elementen und heroisch, dramatischen Auswüchsen – Schubert vereint all diese in seiner „Großen” und wird damit ihrem Titel durchaus gerecht.
Zwischen diese beiden so spannende Ähnlichkeiten aufweisenden Werke wurde ein programmatischer intelligenter Kontrast gesetzt. Paul Hindemiths Symphonische Metamorphosen nach Themen von Carl Maria von Weber sind ganz im Geiste der Musik des 20. Jahrhunderts komponiert, zitieren aber die Romantik und verstehen sich in diesem Konzert als musikalische Weiterentwicklung der Oberon-Ouvertüre Webers.
Zu Beginn noch im Zauber der Romantik schwelgend, wechselten Petrenko und die Berliner Philharmoniker schnell in eine überaus expressive und dramatische Interpretation der Werke. Besonders die Metamorphosen gerieten angriffslustig, mit dichtem, infernalischen Ausdruck, der ganz auf Effekte setzte.