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Sonne, Strand, Meer... und Schumann: die neue Saison des Orquesta Sinfónica de Tenerife

Von , 09 September 2019

Denkt man an Teneriffa, kommen einem spontan die langen Sandstrände in den Sinn, Badeliegen und Urlaubscocktails. Aber die größte der Kanarischen Inseln ist auch Heimat des Orquesta Sinfónica de Tenerife, das in Santa Cruz seinen Sitz hat, eines der angesehensten Symphonieorchester Spaniens. Es wurde 1935 als Kammerorchester gegründet und erreichte 1970 den Status eines vollen Symphonieorchesters. In der zweiten Saison unter dem neuen Chefdirigenten Antonio Méndez präsentiert das Orchester ein Programm aus 19 Konzerten, das die Jahrhunderte von Johann Sebastian Bach bis Daniel Bjarnason überbrückt.

Im Mittelpunkt der Saison stehen drei Robert Schumann gewidmete Konzerte, die von Méndez dirigiert werden und alle vier Symphonien und alle drei Solokonzerte darbieten. Obwohl es im Süden der Insel eine Calle Robert Schumann gibt, hat Schumann selbst Spanien nie besucht, da er ein widerwilliger Reisender war (seine Konzertreise nach Russland 1844 führte zu einer schweren Depression).

Die Entstehung von Schumanns vier Symphonien erstreckt sich über zehn Jahre, 1841 bis 1851, einer fruchtbaren Kompositionsperiode. Beethoven folgend sind Schumanns Symphonien kleiner im Umfang und Ehrgeiz; sie sind klassisch aufgebaut, und näher an Felix Mendelssohn Bartholdy (von dem Schumann einiges über Orchestrierung and Dirigieren gelernt hat). Die Erste und Dritte Symphonie sind die bekannteren des Quartetts, möglicherweise aufgrund ihrer Spitznamen: die Erste ist als „Frühlingssymphonie” bekannt, laut Clara Schumann, weil sie durch die letzten Zeilen aus Adolf Böttger’s Frühlingsgedicht inspiriert war; die Dritte trägt den Beinamen „Rheinische”, benannt nach Schumanns Reise ins Rheinland, der vierte Satz beschreibt den Kölner Dom.

Die Dritte wurde genau genommen als letzte komponiert. Die „Vierte” Symphonie geht auf das Jahr 1841 zurück (das gleiche Jahr wie seine Erste), aber Schumann überarbeitete sie zehn Jahre später bevor er sie veröffentlichte. Johannes Brahms war hingegen ein großer Befürworter der originalen Version und bemühte sich um deren Veröffentlichung. Méndez und das OST präsentieren die frühere Version von Schumanns Vierter Symphonie zum ersten Mal.

Schumanns Klavierkonzert ist ein Klassiker im Repertoire, aber seine Konzerte für Violine und Cello werden wesentlich seltener gespielt. Solisten der Qualität von Inon Barnatan, Jean-Guihen Queyras und Veronika Eberle sollten den drei Konzerten gerecht werden.

Die Saison des Orquesta Sinfónica de Tenerife bietet auch einige Beispiele für thematische Konzerte. Sie wird mit einem im Meer verankerten Programm eröffnet. Von den stürmischen Wellen in Der fliegende Holländer und Peter Grimes geht es über einen Umweg nach Italien zu Respighis Fontane di Roma bevor Debussys La Mer das Meer in all seinen Stimmungen und Farben beschreibt.

Mendelssohn Bartholdy schrieb seine Bühnenmusik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum 1842, ganze 16 später nachdem er seine zauberhafte Ouvertüre gesponnen hatte, aber auf magische Weise nahm er den Faden genau dort wieder auf, wo er aufgehört hatte. Alexander Medem leitet eine konzertante Aufführung dieser wundervollen Märchenmusik. Von Mendelssohn stammt auch einer der Chor-Blockbuster in dieser Saison – die erste Aufführung des Orchesters von Elias. Víctor Pablo Pérez dirigiert, während Mark Stone den Propheten des Alten Testaments singt.

Weitere Starsolisten in Teneriffa in dieser Saison sind Alban Gerhardt (Elgars Cellokonzert e-Moll) und Rafał Blechacz (Chopins Erstes Klavierkonzert). Veronika Eberle wird nächste Saison ein bekanntes Gesicht für das Publikum sein. Neben Schumanns selten gehörtem Violinkonzert spielt sie Konzerte von Bartók und Haydn.

Das OST hat sich auch der zeitgenössischen Musik verschrieben, mit zwei Uraufführungen von Komponisten aus Teneriffa: Rubens Askenar und Gustavo Trujillo. Askenars Stück Lloro del vino. O alegoría de las heridas (Ich weine vom Wein. Oder Allegorie der Wunden) ist ein großes symphonisches Werk, das geschickt nach Auszügen von Parsifal, Wagners Bühnenweihfestspiel, das traditionell zu Ostern gespielt wird, seinen Weg ins Programm findet. Trujillos Tangaraste – ein Konzert für vier Schlagzeuger – kurbelt die Dezibel bestimmt etwas an. Tangaraste steht gemeinsam mit Daniel Bjarnasons Collider am Programm, ein 15-minütiges Werk, geschrieben für große Kräfte, unter anderem einer Glasharmonika.

Ungewöhnliches Repertoire beschränkt sich nicht nur auf zeitgenössische Werke. Sir Edward Elgars Polonia wurde 1915 beim Polish Victims' Relief Fund-Konzert in der Londoner Queen’s Hall uraufgeführt. Es knüpft an polnische Nationalmusik und Werke von Chopin und Paderewski an, der in einer späteren Berufung 1919 für kurze Zeit polnischer Premierminister war.

Obwohl Carl Reineckes „Undine”-Sonate für Flöte recht bekannt ist, ist sein Flötenkonzert D-Dur eine wahre Rarität. 1908 komponiert ist es voller spätromantischer Leidenschaft und wird manchmal als das Flötenkonzert beschrieben, das Brahms hätte komponieren können (wäre er nicht so in die Klarinette verliebt gewesen!). Der Schweizer Flötist Sébastian Jacot tritt im November mit dem OST und Gergely Madaras auf die Bühne.

Die Saison könnte nicht erhabener enden, mit der längsten Symphonie im regulären Konzertrepertoire. Mahlers mächtige Dritte Symphonie beschließt ein reiches und vielseitiges Programm in Teneriffa.

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Diese Saisonvorschau ist gesponsert von Patronato Insular De Musica de Tenerife