Das 2006 gegründete und in Berlin ansässige Armida Quartett präsentierte in Zürich drei Kontrapunkte aus Bachs Kunst der Fuge, Mozarts Adagio und Fuge sowie Beethovens Op.130 mit der Großen Fuge Op.133. Erste Preise bei Wettbewerben 2011 und 2012 lancierten eine erfolgreiche Karriere in Konzertsälen, vor allem im deutschen Sprachraum. Dazu passte der erfreulich gute Verkauf an diesem warmen Sommernachmittag. Das Ensemble hat bereits ein halbes Dutzend CDs aufgenommen und stellt sich der großen Aufgabe einer Gesamtaufnahme der Mozart-Quartette. Es ist beinahe die Regel, dass an Solorezitalen und Kammermusikkonzerten Ausschnitte aus neueren Aufnahmen präsentiert werden. Dass hier ein Großteil des Programms gespielt wurde, ist hingegen eher außergewöhnlich. Der Grund dafür ist wohl Proben-Ökonomie, angesichts eines sehr dichten Kammermusik-Konzertplans bei Festivals in den kommenden Wochen.
Der erste Einsatz in Bachs Contrapunctus I gehört der zweiten Stimme, Johanna Staemmler, die das Ensemble führte. Über Blicke und Gestik schien sie Einsätze zu geben und hielt engen Kontakt mit den anderen. Ihr Ehemann, der Cellist Peter-Philipp Staemmler, rechts vorne, und der Primarius, Martin Funda, waren sich zugewandt und machten eher den Eindruck introvertierter Naturen. Teresa Schwamm an der Viola saß zwar in Richtung des Publikums, spielte sich jedoch nicht in den Vordergrund. Mit seltener Klarheit erlaubten bereits wenige Takte des Fugenthemas eine Vorschau darauf, was in diesem Konzert zu erwarten war: ein Spiel ohne Vibrato, weiche Artikulation, in sich abgerundete Töne, nicht ganz legato, dennoch mit den Nachbartönen zu einer Linie verschmelzend und expressive Dynamik (deutlich schon das An- und Abschwellen am Themenhöhepunkt). Mit den Folge-Einsätzen baute das Quartett ein dichtes Stimmgeflecht auf, in seiner Art perfekt gestaltet – absolute Musik, doch nicht ostentativ-analytisch als abstraktes Fugenkonstrukt dargeboten, sondern mit Hauptgewicht auf dem harmonischen Verlauf. Das wiederholte sich im Contrapunctus IV, außer dass mit etwas mehr Nachdruck, mit leichten Akzenten und vermehrt détaché artikuliert wurde. Wieder lag der Fokus auf den großen Bögen. Am stärksten charakterisiert erschien sodann Contrapunctus XI, mit dezidierter, sehr differenzierter und vielleicht etwas eigenwilliger Artikulation im ersten Thema (die Partitur enthält außer Haltebögen keinerlei Spielanweisungen). Als Kontrast schienen dann die anderen Themen wieder eher weich, fließend artikuliert. Auffallend waren neben den harmonischen Konturen die sehr sichere Intonation, sowie die ausgezeichnete Balance und klangliche Abstimmung der Instrumente.