„Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht, die ganze Nacht, heut‘ Nacht“ – mit Schwung beginnt das Vorspiel des NDR Elbphilharmonie Orchesters am Silvesterabend in der Elbphilharmonie. Das vor allem durch den Film mit Audrey Hepburn bekannte Musical My Fair Lady ist der Auftakt für einen spektakulären Silvesterabend. Doch so schön das Orchester klingt, so beschwingt und lustvoll im Walzertakt, so unschön sind Beschallung und Inszenierung.
Es beginnt süß: Sarah Maria Sun (Eliza Doolittle) geht in lumpigem Rock und zerzausten Haaren durch das Publikum und verkauft Blumen, im wahrsten Sinne. Sie verlangt und bekommt Geld von den Zuschauern. Diese zücken ihr Portemonnaie und zahlen brav. Sehr amüsant!
Kaum fängt aber der Sprechtext an, versteht man weniger als die Bildsprache allein zu sagen hatte. Sie spaßen auch darüber. Elizas Vater, gespielt von Jens Larsen, scherzt über „Die Akustik der nicht ganz unkomplizierten Architektur“. Mit seiner derben Sprache, der dunklen Stimme und starkem Ausdruck überschallt er die Mikrophone zum Glück. Es folgen Klischees von berlinernden Mittellosen (dazu gehören die auf St. Pauli lebenden Doolittles und ihre Leute) und den Hamburgern, von der Reeperbahn bis Klein Flottbek. Einige Witze zünden, andere sind eher spröde. In der Elbphilharmonie sei klar, wozu man gehört, da schläft man sogar „für 150 piepen und das an Silvester“, sagt er, auf einen Herrn im Publikum zeigend. Das zündet. Und so gibt es einen lokalen Flachwitz nach dem nächsten.
Das war es auch erst mal, denn nun wird meist mit pseudomoderner Sprache und spielerischer Gleichgültigkeit die Geschichte um das arme Blumenmädchen, dass wegen einer Wette zwischen Oberst Pickering und Professor Higgins bei ebendiesem Sprachunterricht bekommt, damit sie auf einem Ball als Herzogin durchgehen würde. Bis auf die Sprachübungen, die einfach urkomisch sind, ist dies wenig unterhaltsam. Hits wie „Es grünt so grün“ und „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ bringen wieder Schwung in das Ganze. Aber auch die Liebe bleibt auf der Strecke. Higgins scheint kein Interesse an nichts und niemandem zu haben und trotz Kritik an Elizas Sprache, ist er öfter selbst vulgär. Die Figur bleibt unklar. Auch Elizas Liebe wird nicht erzählt, bis sie in der letzten Szene plötzlich Higgins küssend auf dem Sofa liegt.