Es ist wieder einmal Juli – die Zeit der Münchner Opernfestspiele. Wie jedes Jahr geben sich hier die großen Stars der Oper vor der Sommerpause die Klinke in die Hand und laden zu einem Feuerwerk von Opernvorstellungen, so etwa zu einer Vorstellung von Wagners Lohengrin letzten Samstag.
Die Produktion von Richard Jones von 2009 (damals mit dem Münchner Traumpaar Jonas Kaufmann und Anja Harteros) liefert einige interessante Ansätze, bleibt aber insgesamt etwas blass. Die Personenregie wirkt oftmals zu manieriert und konventionell, was zur Folge hatte, dass man nicht in die Handlung hinein gesogen wurde wie bei manch anderer Inszenierung. Auch die nüchterne Bühne und die durchaus hobschen Kostüme (beides gefertigt von Ultz) änderten daran nicht wirklich etwas. Zwar bringen einige Szenen die nötige Spannung, die wird allerdings nicht aufrechterhalten. Der Bau eines Hauses steht im Zentrum der Produktion, vom Skizzieren während des Vorspiel bis zum Einzug in den Neubau zu Beginn des dritten Aktes. Zwar ist diese Idee des Niederlassens als Familie durchaus schlüssig, aber wirkt doch etwas beliebig.
Auch musikalisch bleibt dieser Lohengrin zeitweise etwas blass und routiniert. Lothar Koenigs Dirigat war klar und transparent, vermochte aber einfach nicht den Zauber der Partitur zu entfesseln und damit eine durchaus gute Vorstellung zu einer außergewöhnlichen zu machen. Das Bayerische Staatsorchester spielte selbstverständlich auf höchstem Niveau und präsentierte einen ausgewogenen, kraftvollen Klang, der besonders im grandiosen Reitermarsch im dritten Aufzug wunderbar zur Geltung kam. Besonders hervorgehoben werden muss der Chor der Bayerischen Staatsoper, der eine brillante Darbietung hören ließ. Die diversen Chorszenen wurden durch die hervorragende Balance des Chores zu wahren Highlights des Abends. Der Chor klang durchwegs wunderbar und war für einige Gänsehautmomente verantwortlich.
Von den Solisten des Abends will ich zuerst die vier Edelknaben nennen, die in dieser Vorstellung tatsächlich von vier Knaben des Tölzer Knabenchores äußerst homogen und wohlklingend gesungen wurden. Man hoffte gar, sie würden noch mehr singen. Als Heerrufer hörte man Markus Eiche, der für diese Rolle ein wahrer Luxus war. Mit sonorer, warm timbrierter Stimme gab er eine grandiose Darbietung voller Elan und Kraft. Christof Fischesser hingegen blieb als Heinrich etwas unscheinbar. Zwar bewältigte er die Partie mit seiner kraftvollen Stimme problemlos, jedoch fehlte seiner Darbietung die königliche Überlegenheit, die für diese Partie so entscheidend ist.
Auch Evgeny Nikitin in der Rolle des Telramund konnte nicht wirklich punkten. Zuweilen war seine Stimme etwas schwach und er schien sich bei den Höhen der Partie zu mühen. So konnte er in dieser Partie, trotz enormer Expressivität an manchen Stellen, nicht überzeugen. Allerdings ist es auch schwierig, neben einer Wagnerveteranin wie Evelyn Herlitzius zu glänzen, besonders, noch dazu, wenn sie in so ausgezeichneter stimmlicher Verfassung ist wie an diesem Abend. Zwar bestach ihre Darbietung nicht durch Stimmschönheit, jedoch war die Stimme sehr fokussiert und nicht so brüchig wie zu manch anderen Vorstellungen. Neben ihrer enormen Bühnenpräsenz ist aber eindeutig die unglaubliche Größe der Stimme ihre Stärke. Ohne jegliche Mühen übertönte sie das gesamte Ensemble mit ihrem schneidenden Klang.