Das Libretto für George Benjamins neue Oper Lessons in Love and Violence hat der Textdichter Martin Crimp geschrieben, mit dem Benjamin auch schon seine ersten zwei Opern, Into the Little Hill und Written on Skin, zusammen entworfen hatte. Crimp war auf der Suche nach einem passenden Sujet auf die sogenannten elisabethanischen Dramen aufmerksam geworden und las daraus Marlows Edward II aus dem Jahre 1593. Fasziniert von dem spannenden Text erforschte Crimp zeitgenössische Quellen aus dem 14. Jahrhundert und schrieb auf Basis dieser Recherchen einen sehr aktuellen Text über Macht, Liebe und Gewalt.
Es ist dieses Mal keine Frau sondern der König (Stéphane Degout) selbst, dem in Benjamins Oper seine leidenschaftliche Liebe zum Verhängnis wurde. Er hat neben seiner Frau Isabel (Barbara Hannigan) nämlich noch einen französischen Liebhaber Gaveston (Gyula Orendt), den er so überaus reich beschenkt, dass das eigene Volk darunter leiden muss. Der Heerführer des Königs, Mortimer (Peter Hoare), spricht seinen Herrn darauf an und wird daraufhin vom König enteignet – in der Logik jener Zeit hätte er auch sein Leben lassen müssen. Der König ist aber trotz aller grausamen Impulse selbst gegenüber seinem Liebhaber eher ein Zartgeist („Let ours be a regiment of tolerance and love.“) und so kann sich Mortimer in der Folge an die Spitze des unzufriedenen Volkes stellen. In der zweiten Szene konfrontiert er die Königin mit den Leiden des Volkes und überzeugt sie so mit ihm gegen den König vorzugehen. Mit Hilfe der Königin lässt er Gaveston ermorden und zwingt den gefangenen König zu Gunsten seines Sohnes abzutreten. Am Ende lässt der früh mündig gewordene Königssohn seinerseits Mortimer ermorden – er hat seine Lektion gelernt und lässt seinen Rachegefühlen freien Lauf. So weit, so gut, und auch historisch überliefert. Benjamins Oper lässt aber noch andere Themen anklingen.
Isabel liebt ihren Mann und zeigt sich anfänglich loyal gegenüber diesem. Dies umso mehr, da sie als Ausländerin (die historische Isabella kam aus Frankreich) am Hofe isoliert ist. Ihre Arien sind ausgesprochen kunstvoll und leidenschaftlich; Kunst und Luxus spielte eine eigene Rolle im zeitgenössischen Bühnenbild von Vicki Mortimer. Es hängt ein an Francis Bacon erinnerndes großes Gemälde an der Wand, eine Vitrine ist mit Kunstgegenständen gefüllt und die königliche Krone wird immer wieder zur Schau gestellt. Auch ein imposantes Aquarium mit exotischen Fischen unterstreicht die Weltgewandtheit und den exquisiten Geschmack dieses Königs. Am Hof wird viel Geld für Musik und Schauspiel ausgegeben, mit jedem Mord aber wird die Bühne leerer, die Kunst verschwindet und das Aquarium trocknete aus.