Bei Nino Rota kommt einem sicherlich zuerst die Filmmusik zu Der Pate in den Sinn. Seine Arbeit als Komponist abseits der Filmmusik ist ziemlich in Vergessenheit geraten – und bei dem Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert denken die Meisten wohl gleich an Jenseits von Afrika. Das Württembergisches Kammerorchester wagte sich an ein Programm, das Rotas Concerto per archi, sowie Mozarts Klarinettenkonzert und seine Jupiter-Symphonie verband. Gemeinsam gelang mit Solist Andreas Ottensamer eine gelungene Verbindung aus „filmmusikartiger“ und großer Klassik.
Vielleicht hat sich Rotas „ernste“ Musik nicht durchsetzen können, weil sie nicht wirklich progressiv ist. Hört man sein Konzert für Streicher, denkt man unwillkürlich an einen Mix aus den unterschiedlichsten Stilen: Der Beginn des dritten Satzes ähnelt Bachs Air, im Finale wiederum erinnern die grotesken Figuren in den ersten Violinen an Prokofiev.
Das WKO präsentierte das Konzert zu Beginn noch mit kleinen Wacklern in der Intonation, die allerdings bald abgelöst wurden durch großartige Klangentwicklungen, die Chefdirigent Ruben Gazarian den Musikern entlockte. Bereits hier, noch in kleiner Besetzung als Streicherorchester, wurde deutlich welche Klangvielfalt in dem Orchester steckt. Besonders in den dramatischeren Ecksätzen setzte Gazarian auf kantige, klangliche Gegensätze, die im zweiten und dritten Satz durch tänzerische und leicht mystische Stimmungen ersetzt wurden. Im Finale beeindruckte das WKO schließlich mit einem sehr dichtem Klanggewebe, das sich bis zum Schluss steigerte.
Die Spielfreude übernahm das Orchester für das Klarinettenkonzert, das Ottensamer in einer Außnahmeinterpretation darbot. Bereits im ersten Satz überzeugte er mit samtigem, selbst in der Höhe niemals kritischem Klang. Dabei perlten die Läufe in seinem Spiel mit scheinbarer Leichtigkeit und höchstem, rasantem Tempo. Darüberhinaus gelang ihm auch das lyrische Adagio mit großem Spannungsbogen und melancholischem Ausdruck. Besonders hier wurde das präzise Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester offenbar. Die Wiederholung des Eingangsthemas interpretierte Ottensamer in feinstem Pianissimo, das dennoch nicht im Klang des Orchesters unterging, da die Musiker ihrerseits sehr genau auf ihn horchten. So gelang der wohl innigste Moment und gleichsam der musikalische Höhepunkt des Abends. Das Finale des Konzerts gestaltete Gazarian mit besonderer Betonung des tänzerischen Charakters. Ottensamers Wechsel zwischen den Lagen klang dabei auch im höchsten Tempo stets sehr homogen und angenehm weich.