Den Menschenmassen nach zu urteilen, die trotz des beispielhaft nassen Herbstwetters herbei strömten, war die Kreuzkirche am vergangenen Sonntag the place to beschlechthin - zu Recht, denn es war durchaus ein besonderes Ereignis. Für diesen musikalischen Abend gab es gleich zwei wichtige Anlässe - zum einen sollten weitere Spenden für die Orgel im neuen Dresdner Kulturpalast eingeworben werden, und zum anderen sollte der diesjährige 80. Geburtstag von Peter Schreier musikalisch gefeiert werden. Sein Jubiläum feierte Peter Schreier am 29. Juli dieses Jahres - ein Geburtsdatum, welches er übrigens auf den Tag genau mit seiner Frau Renate teilt.
Des Kammersängers beispiellose Karriere fand ihren Ursprung im Dresdner Kreuzchor; schnell erlangte er mit seinen Interpretationen von Bachs Oratorien als Evangelist weltweite Bekanntheit. Seitdem er seine sängerischen Tätigkeiten vor gut zehn Jahren an den Nagel hing, widmet er sich noch intensiver dem Dirigat und leitete renommierte Orchester wie die Berliner Philharmoniker und das Los Angeles Philharmonic Orchestra. Im jüngsten Konzert war er ebenfalls selbst am Dirigentenpult zu erleben.
Mit Ave verum corpus war ein unkomplizierter und thematisch gut passender Einstieg ins Konzert gewählt. Die Motette umfasst lediglich 46 Takte, dauert nur wenige Minuten und ist von einer Schlichtheit geprägt, die in ihrem Ausmaß für Mozart fast schon unüblich ist. Der Chorsatz bewegt sich in einfachen, homophonen Rhythmen und langen melodiösen Abschnitten voran. Mit dem geschickten Führen der ausgedehnten Phrasen hatte der Chor trotz seiner Größe jedoch keinerlei Schwierigkeiten. Was dieses kurze Werk so einzigartig und fesselnd macht ist die Atmosphäre, die sich bis zum Ende hin kaum entwickelt. Erst mit der mehrfachen und immer eindringlicheren Wiederholung des letzten Verses „in mortis examine“ (in der Prüfung des Todes) findet eine Steigerung statt, die jedoch bereits abklingt, wenn man sie gerade wargenommen hat, und welche Chor und Orchester im Zusammenspiel ergreifend zu übermitteln wussten. Ein schlichtes, aber dennoch äußerst wirkungsvolles Werk.
Nach der Motette folgte das populäre Requiem. Kräftig tönte der Chor im Eingangssatz über dem Orchesterklang, bis Ute Selbig mit der Sopranmelodie „Te decet hymnus“ (Dir gebührt Lobgesang) lieblich und elegant einen Kontrast darbot. Kleine Unbeholfenheiten seitens des Chores erschienen erstmals an Stelle „et lux perpetua“, welches ungewohnt markant und fast ein wenig aggressiv ertönte. Ähnliche, eher plakative Bemühungen, den 80 Mann starken Chor nicht zu einer einzigen Klangmasse verschwimmen zu lassen, zogen sich durch das Requiem, beispielsweise auch des Chores Bestrebung um eine außerordentlich klare Artikulation und eine deutliche Aussprache.