Die diesjährigen Resonanzen im Wiener Konzerthaus widmen sich dem Motto „Apokalypsen“ einem Thema, das unserer Zeit wohl nicht näher sein könnte. Dass das Anderssein tödlich sein kann, wie es in den „Glaubenskriegen“ unserer Zeit der Fall ist, ist aber leider auch ein geschichtliches Thema. Das Konzert des belgischen Huelgas Ensemble, das seit dem Festival im Jahr 1998 zum ersten Mal wieder im Konzerthaus zu Gast war, nahm sich nun eines solchen historischen Falles an und präsentierte ein Programm, welches sich mit der Musik um die Bartholomäusnacht 1572 beschäftigt.
Dieses Pogrom an französischen Protestanten, den Hugenotten, welches auch als Pariser Bluthochzeit bekannt ist, ereignete sich in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572. Anlässlich der Hochzeit des späteren Heinrich IV. Und Margarete von Valois waren die Führer der Hugenotten in Paris, da sie diese Hochzeit als ein Zeichen der Versöhnung in den französischen Hugenottenkriegen deuteten. Die Mutter der Braut, Katharina von Medici, befahl deren Ermordung sowie ein Massaker an weiteren Tausenden von Pariser Protestanten, was sich als Ereignis tief ins kollektive Gedächtnis der französischen Kultur einbrannte. Als zynisch kann man vor allem die Reaktion des damaligen Papstes auf diese Geschehnisse bezeichnen: er ließ als Ausdruck des Triumphes über die Andersgläubigen ein Te Deum feiern und sogar eine Gedenkmünze prägen.
Paul van Nevel hat nun ein Programm als Kommentar auf diese Ereignisse zusammengestellt, welches nicht nur musikalisch, sondern auch literarisch spannende Akzente setzte. Dieses war dreiteilig angelegt: im ersten Teil erklangen Psalmvertonungen von Hugenotten aus der geistigen Umgebung des Genfer Psalter, während im zweiten Teil die römischen Feierlichkeiten als Reaktion auf das Massaker thematisiert wurden. Der abschließende dritte Teil brachte dann weltliche und geistliche Musik aus dem Umfeld der Hugenotten.
Mit diesem Programm vermochte das für dieses Konzert mit zehn Sängerinnen und Sängern besetzte Ensemble, welches in verschiedenen Formationen vom Tenor-Lied bis zur achtstimmigen Motette reichte, begleitet von einem Quartett aus zwei Violinen, Viola da Gamba und Violone, wieder einmal zu demonstrieren, was der Welt der Alten Musik fehlen würde, wenn es dieses Ensemble nicht schon seit mehr als vierzig Jahren gäbe. Hier stehen, und dies ist bereits in den ersten Takten spürbar, exzellente Kenner des (in diesem Fall) Gesangsstils des 16. Jahrhunderts auf der Bühne; dabei sind vibratoloser Gesang und sauberste Intonation Selbstverständlichkeiten. Auf diesen Kardinaltugenden der Gesangsästhetik der Renaissance aufbauend, boten die Sängerinnen und Sänger ein farbenprächtiges Klangbild, welches sich für die verschiedenen Facetten des Programms als ideal erwies.