Die Salzburger Festspiele neigen sich dem Ende zu, doch zum Abschluss bieten sie noch einmal ganz Großes: Daniele Gatti und die Wiener Philharmoniker spielen Bruckner und unterstützen den Starpianisten Lang Lang in Mozarts Konzert für Klavier und Orchester in c-Moll.
Steht der Name Lang Lang auf dem Programm, braucht man sich um das ausverkaufte Haus schon einmal keine Sorgen zu machen. Dazu kommt an diesen Abend noch ein Konzert Mozarts, das inhaltlich ebenfalls viel zu bieten hat an kompositorischen Feinheiten und außerdem einem markanten Thema. Daniele Gatti akzentuiert die Themenvorstellung stark und präsentiert ein großes, aber sehr genaues Orchester. Ohnehin handelt es sich bei der Besetzung des c-Moll-Konzerts um einen für Mozart sehr großen Orchesterapparat. Neben der umfangreichen Instrumentalisierung wird dieses Werk durch sein musikalisches Thema charakterisiert, das sich deutlich durch den ganzen ersten Satz zieht.
Nach dem ersten Orchesterteil folgt der Einsatz des Klaviers, für den Lang Lang einen sehr langsamen und dramatischen Einstieg in den ersten Solopart wählt, dessen Melodie das Orchester bereits vorweg genommen hat. Der Pianist nimmt sich Zeit und möchte sich offensichtlich selbst von der Wirkung seines Spiels überraschen lassen. So auch in den folgenden Solopassagen, die Lang Lang sehr dramatisch ausspielt; er variiert Tempi und Phrasierungen und lässt sie als Stück im Stück erscheinen. Auch äußerlich ist Lang Lang ganz Dramatiker und nimmt die Musik mit Haut und Haaren auf. Hat er gerade eine Hand frei, so legt er sie nicht einfach in den Schoß, sondern übernimmt gleich noch Daniele Gattis Job des Dirigats, indem er die Melodiebewegung in der Luft nachzeichnet.
Im zweiten Satz, dem Larghetto kann er diese Neigung ganz und gar ausleben. Dieses beginnt mit einem langsamen Solopart des Klaviers und ist im allgemeinen sehr auf die Führung durch die Klavierstimme angelegt. Lang Lang setzt auch in diesem Satz auf die individuelle Gestaltung eines jeden Abschnitts. Leider verschwindet dadurch der gewünschte Effekt des hin und her-Spielens zwischen Soloinstrument und Orchester. Auch an Mozart erinnern nur noch die Wiener Philharmoniker. Lang Lang mag ein ausgezeichneter Techniker und Virtuose sein, doch an seinem Verständnis für zeitgetreue Interpretationen mag man an diesem Abend zweifeln. Jemand, der dieses Werk hier zum ersten Mal hört, wird Mozart stilistisch vermutlich irgendwo im 19. Jahrhundert anordnen, so gefühlsbetont und teilweise übersättigt spielt ihn Lang Lang.