Mit überzeugender musikalischer Leistung, aber teilweise großem Unverständnis in der Inszenierung geht Franz Schuberts Fierrabras als letzte Oper bei den Salzburger Festspielen ins Rennen.
Dass es sich bei Fierrabras um keine leichte Opernangelegenheit handelt, zeigt schon ein Blick in die Geschichte - Schubert selbst erlebte die Uraufführung auf Grund verschiedener Konflikte nicht mehr. Auch danach erfuhr das Werk lange Zeit keine Aufführung, geschweige denn großen Erfolge. Nun kommt diese Seltenheit also nach Salzburg und Regisseur Peter Stein ebnet der Schubert-Oper nicht gerade den direkten Weg. Eigentlich bildet die Handlung eine schöne Vorlage für die symbolische Auslage von Werten wie Liebe und Freundschaft. Angesiedelt in der Zeit Karls des Großen erzählt das Libretto die Geschichte von verzweigten Liebschaften und heldenhaften Rittern, die nichts als den Frieden im Vaterland und natürlich die Frauen im Sinne haben.
Bereits der schwarzweiße Papiervorhang, der die einzelnen Szenen voneinander trennt, lässt auf eine oftmals plakative Inszenierung schließen. Schwarzweiß geht es weiter. Ferdinand Wögerbauer hat ein Bühnenbild aus verschiedensten Stellwänden Marke „Pappkarton“ geschaffen, die den Eindruck erwecken, als wären die Bögen und Säulen aus einer Bastelschablone herausgeschnitten. Damit schafft er zwar einerseits große Raumillusionen, andererseits aber auch den Eindruck eines sehr klischeehaften Blicks auf die Ritterzeit. Die Burg des Frankenkönigs Karl ist geradlinig und schlicht, in der Heimat des Mauren Fierrabras sind Wände und Möbel mit orientalischen Mustern übersät. Die Guten sind weiß gekleidet, die Bösen schwarz. Die Kostüme (Annamaria Heinreich) verstärken diesen Klischeeeindruck noch weiter. Natürlich ist es naheliegend, die Protagonisten in vermeintlich zeittypische Gewänder zu stecken, und diese mit silbernen Rüstungen, Helmen und Kränzen zu schmücken. Doch ob die Stoffe der Kleider zur Zeit Karls des Großen tatsächlich an Bettwäschebezüge einer gewissen schwedischen Möbelhauskette erinnert haben, bleibt zu bezweifeln.
Gesanglich wird an diesem Abend allerdings Höchstleistung gezeigt. Als Eginhard verzaubert Tenor Benjamin Bernheim mit seinem klaren Timbre und ohne Druck. Die teils sehr liedhaft wirkenden Bögen singt er kraftvoll aus. Die Titelrolle singt der international gefeierte Tenor Michael Schade. Schades Fierrabras avanciert bisweilen zum Vorläufer eines Wagnerschen Heldentenors, stets mit viel Kraft in den Höhen. Diesen lässt er in den hellen Facetten seiner Stimme erstrahlen, auch wenn er als Maure den ganzen Abend mit schwarz bemaltem Gesicht herumlaufen muss. Diese Erhabenheit demonstriert er auch in den Szenen, in denen es um die unerfüllte Liebe zu Königstochter Emma geht. Schade, man hätte sich hier doch ein wenig mehr Einfühlungsvermögen gewünscht. Emmas Vater, König Karl, singt Georg Zeppenfeld. Dass Zeppenfeld mit einer Krone auf dem Kopf automatisch einen gewissen Pathos ausstrahlt, ist seit seiner Zeit als König Heinrich in Bayreuth kein Geheimnis mehr. Trotzdem vermittelt der Bass auch stimmlich den authentisch ehrenhaften, gerechten Herrscher.