Pittoreske, von Moos übersäte Felsenlandschaften, dichte Nadelwälder, mittelalterliche Burgruinen, rauschende Bäche, die sich durch die Täler winden – der Pfälzerwald ist in seiner romantischen Schönheit geradezu prädestiniert, von der Musik Schuberts, insbesondere seiner Liederzyklen, untermalt zu werden. Dass sich in Pirmasens, am Fuße des Pfälzerwalds, das Erfolgsduo bestehend aus dem Bariton Konstantin Krimmel und seinem Begleiter Daniel Heide mit Schuberts Die schöne Müllerin die Ehre geben, hätte von der Stadt Pirmasens und der Mozartgesellschaft Zweibrücken-Pirmasens nicht passender eingefädelt werden können.
Von unzähligen Sängern und Sängerinnen aufgenommen und interpretiert, gehört Die schöne Müllerin zu den bekanntesten und beliebtesten der Liederzyklen. Kann man diesem Erbe folgend dem Werk denn überhaupt noch etwas hinzufügen? Zumal Krimmel mit seinen 29 jungen Jahren noch am Anfang seiner (Lied)Karriere steht – ein Beweis, den es an diesem Abend anzutreten galt.
Während Wilhelm Müller die Gedichtsammlung mit ihren 25 Gedichten in einen ironisch intendierten Zusammenhang setzte, wurde dieser von der tief-romantischen und von Weltschmerz erfüllten Komposition Franz Schuberts fast vollends aufgehoben. Krimmels Interpretation konnte an diesem Abend beide Ansätze versöhnlich und nahezu ebenbürtig vereinen. Er gestaltete eine überaus kontemplative Deutung, die Zeit ins unermessliche dehnend und von der unerfüllten Liebe des Wanderers berichtend. Viele der Lieder interpretierte er mit der von Müller beabsichtigten ironischen Färbung, ohne jedoch die traurigen Zwischentöne zu vernachlässigen.
Sein „O Bächlein meiner Liebe“ hallte noch lang nach, seine erhabene und nüchtern melancholische Interpretation wurde zu einem der berührenden Ruhepunkte des Abends. Oft nahm er sich ungewöhnlich viel Zeit – in Ungeduld breitete er ganz langsam seine Geschichte aus, sein Leiden fast schon antizipierend, hauchte er die Verse zart mit beeindruckender Phrasierung und stets perfekter Diktion.
Die 20 Lieder der Schönen Müllerin, geprägt von dynamischen Kontrasten, die Tempi stets auf den Gefühlszustand des Erzählers angepasst, begriff er nie gehetzt, lediglich in seinem jugendlichen Übermut aufbrausend, mitunter getrieben. Diese Lieder waren es auch, in denen Krimmel die ganze Vielseitigkeit seiner herben und dennoch jungen, virilen Baritonstimme entfalten konnte. Die Stimmungswechsel zischen den Liedern waren kontrastreich, gaben die Zerrissenheit des Protagonisten wieder, waren jedoch keineswegs wahllos, sondern dramatisch eindrucksvoll eingesetzt und erweckten die Erzählung des Wanderers warmherzig und nachvollziehbar zum Leben – mit all seinen Gefühlsregungen – vom jugendlichen Überschwang bis hin zum in die Verzweiflung treibenden Weltschmerz.