Das Konzert von Sol Gabetta und Alexei Volodin im gut besetzten weißen Saal des KKL eröffnete mit der Sonate in F-Dur Op.5 Nr.1 von Beethoven. Schon der Komponist hat die Musik so gesetzt, dass man beim Zuhören gleich die ganze Aufmerksamkeit aufbringen muss: das Stück beginnt ganz piano, mit Pausen durchsetzt. Zusätzlich verwendete Sol Gabetta nur selektives Vibrato, womit die Musik noch ätherischer wirkte. Ein wirklich gelungener Einstieg!
Beide Interpreten spielten die Staccato-Noten betont kurz, ausgezeichnet aufeinander abgestimmt, das Klavier eher zurückhaltend. Leider hielt dieser Eindruck nicht lange an: das sehr flüssig gespielte Allegro ist meist forte oder fortissimo zu spielen, und da dominierte der Flügel klar (wie bei einem voll geöffneten Steinway D nicht anders zu erwarten), wenn er nicht gar das Cello teilweise zudeckte. Das relativ flüssige Zeitmaß erschwerte eine detaillierte Artikulation, darüber hinaus wirkten die raschen Passagen auf dem Konzertflügel wie konstantes Legato, was die Musik nicht transparenter machte. Der rasche Teil des Satzes war auf beiden Instrumenten virtuos gespielt, bei Sol Gabetta mit lebendiger Artikulation und auch sehr aktiv in Gestik und Mimik – vielleicht manchmal überartikuliert im Versuch, sich gegen das Klavier durchzusetzen. In Alexei Volodins Spiel fehlte mir oft etwas die Agogik, zum Beispiel das kleinräumige Aufbauen von Spannung vor Schwerpunkten durch kurzzeitiges Verzögern.
Die genannten Vorbehalte können nicht ausschließlich den Artisten angelastet werden – die meisten Musiker und Zuhörer werden einen modernen Flügel als gegeben erachten. Und natürlich sollte erwähnt werden, dass die zwei Interpreten ausgezeichnet miteinander harmonierten, aufeinander eingingen: Alexei Volodin spielte einfühlsam, häufig mit zur Cellistin gewandtem Gesicht, und bei aller Virtuosität artete sein Spiel nie zur Show aus. Auch das Allegro vivace erklang in sehr virtuosem Zeitmaß, und wieder gereichte der moderne Flügel nicht zum Vorteil, wirkte trotz sparsamem Pedalgebrauch relativ glatt bzw. glättend. Der schönste Moment dieser Komposition war für mich die wunderbar gelungene, verträumte piano-Stelle vor der Schluss-Stretta.
Mit der C-Dur Sonate machte das Programm einen Sprung zu Beethovens Spätwerk: schon in der Adagio-Einleitung dominiert eine reifere, vergeistigte Atmosphäre. Auf die intime, lieblich-verspielte Einleitung folgt ein Allegro vivace in der herben, fast spröden Klangsprache von Beethovens später Kammermusik, über weite Strecken imitatorisch gesetzt. Hier gefiel vor allem die gute Partnerschaft der Musiker, Probleme in der Balance ergaben sich allenfalls bei Passagen mit sehr dichter und bewegter Klavierbegleitung, weil die Musik vorwiegend verhalten ist; zudem sind die zwei Parts mehr partnerschaftlich gesetzt, während sie in der vorangehenden Sonate oft komplementär geschrieben sind.