Einmal in der Saison kommt Tugan Sokhiev an das Pult des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, dessen Chefdirigent und künstlerischer Leiter er zwischen 2012 und 2016 gewesen ist. Auch diesmal war es ein beglückender Abend, an dem deutlich wurde, wie unbekannt manche bedeutenden Werke bis heute in einer Musikstadt wie Berlin sind.
So ist hierzulande Tschaikowskys Tondichtung Francesca da Rimini fast unbekannt. Dass Schönberg vor allem die Instrumentation des Werkes bewunderte, wurde eindrucksvoll bei dieser Aufführung bestätigt. Der Höllensturm fegte zu Beginn durch das Orchester. Im Zentrum des Werkes erklangen die Themen des Paares, die im Laufe der Variationenfolge sorgfältig miteinander vereinigt wurden. Es war eine helle Freude, dem Klarinettisten Thomas Holzmann zu lauschen, der rezitativisch in diesen mittleren Abschnitt der Komposition einleitete und mit aller Hingabe Francescas Stimme ertönen ließ. Wunderbar klang das Rankenwerk der Flöten, die diesen Teil zu einer vorübergehenden Idylle in diesem düsteren Werk werden ließen. Wenn es einen kleinen Einwand gab, dann den, dass der Dolchstoß mit dem der durch die Hörner angekündigte eifersüchtige Ehemann Gianciotto Malatesta das Liebespaar ermordet wirklich im dreifachen Forte zu spielen gewesen wäre. So laut wie die donnernden Akkorde am Ende des Stücks! Denn nur so hätte er alles andere übertönt, um die Katastrophe und das auskomponierte Hinscheiden der Beiden wirklich erfahrbar zu machen.
Bei Saint-Saëns’ Erstem Cellokonzert spielte den Solopart der junge Franzose Victor Julien-Laferrière anstelle des norwegischen Cellisten Truls Mørk, der absagen musste. Julien-Laferrière ließ sein Vibrato schon bei den Triolen des mäandernden Hauptthemas schwingen. Fantastisch war es zu hören, wie schön innig im Ton er das zweite Thema singen ließ. Das Orchester begleitete nicht nur, sondern ließ im Mittelteil ein pittoreskes Menuett gedämpft wie aus der Ferne anklingen.